Die USA entschieden an der Staffel-WM in Nassau über 4×100 m das mit viel Spannung erwartete Duell gegen Jamaika mit Usain Bolt für sich. Das Schweizer Team beendet den Vorlauf nicht.
Die Hypothek für Bolt als Schlussläufer wog zu schwer. Zudem konnte der Superstar der Szene, der 2014 verletzungshalber kaum Wettkämpfe hatte bestreiten können, nicht kaschieren, dass er noch einiges von seiner Bestform entfernt ist. Zwar schien es nach den ersten Metern, als könnte er den Amerikaner Ryan Bailey noch ernsthaft bedrängen, auf den letzten 50 Metern kam er aber nicht mehr wirklich näher. Die Enttäuschung stand Bolt ins Gesicht geschrieben, hätte er doch die mit Justin Gatlin und Tyson Gay angetretenen USA nur allzu gerne bezwungen. Gatlin, im vergangenen Jahr ungeschlagen, präsentierte sich derweil bereits wieder in guter Verfassung.
Das auf der ungünstigen Bahn 8 laufende Schweizer Quartett Pascal Mancini, Amaru Schenkel, Suganthan Somasundaram und Rolf Malcolm Fongué hätte 38,72 Sekunden laufen müssen, um den Final der besten acht und damit das Ticket für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro bei erster Gelegenheit zu lösen. Diese Zeit liegt 18 Hundertstel über dem im vergangenen Jahr an der Heim-EM in Zürich erzielten Schweizer Rekord. Allerdings wurde die Bestmarke Ende und nicht Anfang Saison erzielt – ein nicht zu unterschätzender Faktor.
Auch wenn die Schweizer kaum an ihre Bestleistung herangekommen wären, war es schade, dass sie sich nicht zumindest für den B-Final qualifizierten. Dies verhinderte ein missglückter Wechsel von Somasundaram auf Fongué, der den Stab nicht rechtzeitig in die Hände bekam. Woran es lag, wusste Fongué nicht.
Cheftrainer Laurent Meuwly hatte sich für eine Besetzung entschieden, die es zuvor noch nie gegeben hatte. Im Vergleich zum Schweizer Rekord stellte er Fongué anstelle von Alex Wilson auf – die ersten drei Positionen liess er unverändert. Meuwly attestiert dem Athlet der GG Bern grosse Fortschritte. Deshalb wollte er Fongué laufen lassen, obwohl dieser aufgrund einer Entzündung im Knie angeschlagen war. Die Änderung zahlte sich nicht aus.
Über 4×200 m der Frauen profitierte Nigeria von einem Wechselfehler der USA, die ansonsten wohl auch dieses Rennen gewonnen hätten. Die weiteren Medaillen gingen an Jamaika und Deutschland. Die Schweizerinnen, die sich auf den Start über 4×100 m fokussieren, dürften das Rennen mit etwas Bedauern verfolgt haben. Die Deutschen holten Bronze in 1:33,61 Minuten und waren damit um 1,86 Sekunden langsamer als die Schweizerinnen vor einem Jahr an gleicher Stätte.
Im praktisch nie gelaufenen Medley-Wettkampf (1200 m, 400 m, 800 m, 1600 m) verbesserten die Amerikanerinnen den Weltrekord aus dem Jahr 1988 um 11,88 Sekunden auf 10:36,50 Minuten. Auch im Männern-Rennen über 4×800 m ging die Siegesprämie von 50’000 Dollar an die USA.