Schweizer Optimismus vor dem Spiel gegen Estland

Vor dem heutigen EM-Qualifikationsspiel gegen Estland in Luzern (20.45) ist im Schweizer Nationalteam vorwiegend Optimismus auszumachen. Die Zusammenarbeit mit Vladimir Petkovic nimmt offenbar gute Formen an.

Petkovic in Luzern (Bild: SI)

Vor dem heutigen EM-Qualifikationsspiel gegen Estland in Luzern (20.45) ist im Schweizer Nationalteam vorwiegend Optimismus auszumachen. Die Zusammenarbeit mit Vladimir Petkovic nimmt offenbar gute Formen an.

Die Hauptdarsteller des Nationalteams haben eine verhältnismässig ruhige Woche hinter sich. Nur zwei schwer enttäuschte Schweizer Bundesliga-Vertreter beschwerten sich via «Blick» über ihre Nichtberücksichtigung. Im SFV-Mikrokosmos veränderte sich trotz der verbalen Giftpfeile von Tranquillo Barnetta, 314 Einsatzminuten in den letzten 17 Spielen mit der Landesauswahl, und dem Rücktritt von Pirmin Schwegler, viermal eingesetzt in vier Jahren, wenig bis nichts: Ambiance gut, Zuversicht erheblich.

Dem missratenen Auftakt gegen England (0:2) und Slowenien (0:1) messen die massgeblichen Beteiligten nicht mehr allzu viel Gewicht bei. Keiner habe deswegen im September die Nerven verloren, behauptet Gökhan Inler im März. «Spiele wie jenes in Slowenien, das wir trotz deutlicher Dominanz verloren haben, gehören zum Lernprozess.» Der Captain interpretiert die gelassene Reaktion als «gutes Zeichen».

Nicht nur bei Inler überwiegt die zeitliche Nähe zum überzeugenden Test gegen Polen (2:2). Die beiden 4:0-Siege im vergangenen Oktober (San Marino und Litauen) werten die SFV-Protagonisten generell als nachhaltige Kurskorrektur. Der Selektionär fasst den allgemeinen (Meinungs-)Umschwung so zusammen: «Alles hat sich beruhigt und nimmt Formen an.»

«Alles hat sich beruhigt und nimmt Formen an.»


Vladimir Petkovic

Trotz einiger Retouchen auf dem Rasen ist der Begriff «Neuanfang» (Zitat Petkovic) in der ersten Phase der Zeit nach Ottmar Hitzfeld zu relativieren. Die erwartete Startformation wird heute nur auf einer Feldposition (Seferovic für Mehmedi) von jener im WM-Achtelfinal gegen Argentinien abweichen. Und doch liegen womöglich ein paar substanzielle Veränderungen vor. Die Mannschaft hat an Erfahrung zugelegt, der Kreis potenzieller Leader könnte sich vergrössert haben. Spieler wie Sommer, Xhaka (beide Mönchengladbach), Rodriguez (Wolfsburg), Seferovic (Frankfurt) und Drmic (Leverkusen) haben ihren persönlichen Status in den vergangenen Wochen in der Liga des Weltmeisters angehoben.

Kurzum: Die meisten Stammspieler der Schweiz sind derzeit auf hohem Klubniveau wichtige Faktoren und geben den Ton vereinzelt auch in der Kabine von Klubs der erweiterten europäischen Spitze an – vermutlich mehr als eine schöne Momentaufnahme.

Estland kam in der Schweizer Themenlandschaft nur am Rande vor. Die Balten zählen auf der europäischen Bühne zur dritten oder eher vierten Klasse. 2012 sorgten sie zum letzten und praktisch einzigen Mal für Schlagzeilen. Der Aussenseiter hatte vor Serbien und Slowenien das EM-Playoff erreicht, scheiterte in der Folge aber an den Iren.

Petkovic schätzt die fünftplatzierten Esten «zwischen Slowenien und Litauen ein. Sie verteidigen in erster Linie gut». Dem Nationalcoach fiel weiter die überdurchschnittliche Organisation auf. Nur zwei Gegentore in vier Spielen sind das Verdienst der stilsicheren Abwehr um den Augsburger Abwehrchef Ragnar Klavan. Bemerkenswert ist der Erfahrungsschatz einiger Osteuropäer. Fünf haben 88 und mehr Länderspiele bestritten.

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Die grosse Frage stellt sich in der Verteidigung, der Hintergrund dazu: Die wechselhafte Zusammensetzung des Schweizer Abwehrzentrums

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