Bei der Absturzstelle des malaysischen Passagierflugzeuges halten sich nach Angaben des Schweizer Botschafters bei der OSZE, Thomas Greminger, zu viele Menschen auf. Angesichts der schwer bewaffneten Separatisten vor Ort hat Greminger Sicherheitsbedenken.
«Es hat zu viele Leute. Das beunruhigt uns», sagte Greminger in einem Interview, das in der «SonntagsZeitung» und in «Le Matin Dimanche» erschien. Es hielten sich Rebellen, Journalisten und bald auch internationale Delegationen sowie Angehörige bei der Absturzstelle auf. «Immerhin wurde am Samstagnachmittag eine Sicherheitsabschrankung eingerichtet.»
Wenig vertrauenserweckend seien die Leute vor Ort: «Die Rebellen sind schwer bewaffnet – und das ist noch ziemlich diplomatisch ausgedrückt», sagte Greminger weiter. Unklar sei auch, ob die Separatisten die Gruppen unter Kontrolle hätten. «Unsere Beobachter kehren zu ihrer eigenen Sicherheit abends nach Donezk zurück».
Zugang nicht ausreichend
Greminger bestätigte frühere OSZE-Angaben, wonach der Zugang zum Unfallort für die OSZE-Experten am Samstag zwar besser war als am Vortag, aber aus Sicht der Organisation immer noch nicht ausreichend. Keine Kenntnisse habe die OSZE davon, dass Rebellen Habseligkeiten der Absturzopfer gestohlen hätten. Leichensäcke würden am Strassenrand für den Weitertransport deponiert.
Die trilaterale Kontaktgruppe (Ukraine, Russland, OSZE) werde mit den Separatistengruppen in Kontakt bleiben, «damit diese ihre Versprechen bezüglich Zugang, Korridor und Zusammenarbeit einhalten», sagte Greminger weiter. Das sei unerlässlich für die Arbeit der internationalen Ermittler. Die OSZE-Beobachter sollen laut Greminger für die Dauer der Untersuchungen vor Ort bleiben.
Zur Blackbox, welche die Rebellen nach eigenen Angaben besitzen sollen und der OSZE übergeben wollen, sagte Greminger: «Wir versuchen, an die Aufzeichnungen zu gelangen, aber bis jetzt haben wir sie noch nicht.»
Hoffnungen auf Abbau der Spannungen
Nach dem mutmasslichen Abschuss hofft Greminger auf Verhandlungen über einen umfassenderen Waffenstillstand in der Ukraine. «Die Spannungen sind enorm, aber der Vorfall am Donnerstag könnte auch eine Chance sein.» Nach fast drei Wochen sei danach zum ersten Mal wieder ein direkter Kontakt mit den Separatisten zustande gekommen.
«Wir müssen versuchen, einen Waffenstillstand auszuhandeln, der über das Gebiet der Absturzstelle hinausgeht», sagte Greminger dazu. Das OSZE-Mandat, das am 20. September ausgelaufen wäre, ist nach Gremingers Angaben um sechs Monaten verlängert worden.