Die Schweizer Pensionskassen haben 2011 die erforderliche Rendite nicht erreicht. Die Anlageergebnisse wurden durch das Tiefzins-Umfeld, flaue Aktienmärkte und die Frankenstärke zum zweiten Mal nach 2008 sogar ins Minus gedrückt.
Im Durchschnitt erzielten die Pensionskassen eine Anlagerendite von -0,32 Prozent. Dies zeigt die zum 12. Mal durchgeführte Umfrage von Swisscanto, dem Anlagespezialisten der Kantonalbanken. Auskunft gaben 326 Kassen, die ein Vorsorgevermögen von 426 Mrd. Franken, 2,5 Millionen Versicherte und damit rund die Hälfte des Marktes repräsentieren.
Eine positive Rendite habe nur knapp die Hälfte der Kassen (46%) erzielt, sagte Swisscanto-Chef Gérard Fischer am Dienstag in Zürich bei der Präsentation der Studie. Die meisten Vorsorgeeinrichtungen lagen zwischen -2,5 und +2,5 Prozent.
Die erforderlichen Renditen für die Mindestverzinsung und den Mindestumwandlungssatz hätten nur wenige Kassen erreicht. Dadurch sanken die Deckungsgrade (Verhältnis der vorhandenen Vermögen zum für die vorgegebenen Leistungen erforderlichen Kapital) im Schnitt um 3 Prozentpunkte. Bei privaten Kassen fiel der Deckungsgrad auf 103 Prozent, bei öffentlich-rechtlichen Kassen auf 95 Prozent.
Von Substanz gelebt
Die Vorsorgeeinrichtungen hätten letztes Jahr aufgrund falscher Vorgaben von der Substanz gelebt, sagte Fischer. Über die vergangenen fünf Jahren habe die durchschnittliche Rendite bei nur 0,2 Prozent pro Jahr gelegen.
Das lag allerdings vorwiegend am tiefen Taucher im Jahr 2008 wegen der Finanzkrise. Zudem hat der Bundesrat den Mindestzinssatz für die Pensionskassenguthaben auf Anfang 2012 von 2,0 auf 1,5 Prozent gesenkt.
Für Fischer besteht dennoch weiterhin ein Problem in der Schweizer Vorsorge, „weil niemand so richtig verzichten will und alle auf ihren Ansprüchen beharren“. Viele Parlamentarier seien bereits über 50 Jahre alt und hätten selber und mit Blick auf Wählerstimmen wenig Interesse an Leistungskürzungen.
Kosten gesenkt
Fischer räumte aber auch ein, dass die Glaubwürdigkeit von Banken und Versicherungen nach der Finanzkrise auf einem Tiefstpunkt sei. Dabei seien die Verwaltungskosten der Pensionskassen gesunken: bei den grossen Kassen in den letzten fünf Jahren von 430 auf 383 Fr. (für Administration und Vermögensverwaltung) pro Versicherten.