Schweizer Pensionskassen profitierten von steigenden Kursen

Trotz Negativzinsen plant nur etwa ein Fünftel der Schweizer Pensionskassen, die Anlagestrategie zu ändern. Im vergangenen Jahr hatten die Kassen jedenfalls den richtigen Riecher. Sie konnten an Stabilität gewinnen.

Alois Vinzens, VR-Praesident Swisscanto, Martin Scholl, CEO ZKB (Bild: sda)

Trotz Negativzinsen plant nur etwa ein Fünftel der Schweizer Pensionskassen, die Anlagestrategie zu ändern. Im vergangenen Jahr hatten die Kassen jedenfalls den richtigen Riecher. Sie konnten an Stabilität gewinnen.

Dank der steigenden Aktienkurse und den Kursgewinnen bei Obligationen sind die Anlagewerte in die Höhe gestiegen. Dadurch verbesserten sich die Deckungsgrade, also das Verhältnis der vorhandenen Vermögen zum für die vorgegebenen Leistungen erforderlichen Kapital.

Der Deckungsgrad der privaten Pensionskassen erreichte Ende Jahr vermögensgewichtet 113,6 Prozent, nach 110,3 Prozent im Vorjahr. Bei den öffentlich-rechtlichen Pensionskassen mit Vollkapitalisierung ohne Staatsgarantie waren die Verpflichtungen zu 103,5 Prozent gedeckt (Vorjahr 100,7 Prozent).

Die Kassen mit Teilkapitalisierung wiesen Deckungsgrade von 83,6 Prozent aus (Vorjahr 74,6 Prozent). Dies zeigt die am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Fondsgesellschaft Swisscanto. Die Gesellschaft gehört seit letztem Jahr der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Tiefe Zinsen

Den Vorsorgeeinrichtungen sei es gelungen, die durch die Finanzkrise 2008 entstandenen Einbussen am Kapitalmarkt weitgehend auszugleichen, heisst es in der Mitteilung von Swisscanto.

Dies sei bemerkenswert, weil die technischen Zinsen im gleichen Zeitraum markant gesenkt worden seien. Mit dem technischen Zinssatz schätzen die Pensionskassen die Höhe der künftigen Erträge. Der Deckungsgrad wird also durch den technischen Zins berechnet.

Die privaten Kassen verringerten den Satz im Mittel von 3,5 Prozent auf 2,8 Prozent, die öffentlichen von 3,7 auf 2,9 Prozent. Diese Senkungen haben seit 2007 rund 18 Milliarden Franken gekostet.

Die Reduktion des technischen Zinssatzes ist Hauptgrund für die Senkung des Umwandlungssatzes. Die Vorsorgeeinrichtungen erachten einen Mindestumwandlungssatz von 5,7 Prozent als angemessen. Das ist tiefer als im Projekt «Altersvorsorge 2020» vom Bundesrat vorgesehen.

Grosse Risiken meiden

Eine grosse Herausforderung stellen die Zielrenditen dar. Seit 2007 hat sich die Differenz zwischen der risikolosen Rendite mit 10-jährigen Bundesobligationen und der Zielrendite von 1,8 auf 3,5 Prozentpunkte ausgeweitet.

Risikobehaftete Anlagen kommen für die Kassen aber nur bedingt in Frage, schreibt Swisscanto. In der aktuellen Situation wollen darum nur 22 Prozent der Umfrageteilnehmer Verschiebungen im Anlageportefeuille vornehmen.

An der Umfrage «Schweizer Pensionskassen 2015» haben 437 Pensionskassen teilgenommen. Ihr Vermögen beträgt 560 Milliarden Franken. Die Kassen haben insgesamt 3 Millionen Versicherte, davon 2,2 Millionen Aktive und 800’000 Rentenbezüger. Die Umfrage deckt etwa zwei Drittel der schweizerischen Vorsorgeeinrichtungen ab.

Nächster Artikel