Kaum ein anderer deutschsprachiger Schauspieler hatte in Hollywood so viel Erfolg. Maximilian Schell war der Souveräne mit der sonoren Stimme – und dem langen Schal. Jetzt starb er mit 83 Jahren.
Der Oscar-Preisträger Maximilian Schell ist tot. Der weltbekannte schweizerisch-österreichische Schauspieler starb in der Nacht auf Samstag im Alter von 83 Jahren. «Voller Trauer müssen wir bestätigen, dass Maximilian Schell im Klinikum Innsbruck an der Folge einer plötzlichen und schweren Erkrankung verstorben ist», erklärte seine Sprecherin Patricia Baumbauer.
«Seine Frau Iva war bis zuletzt bei ihm.» Schell hatte die heute 35-jährige Operettensängerin im vergangenen Jahr geheiratet.
Tod nach Operation
Nach Angaben seiner Wiener Agentur ist Schell «nach langwierigen Problemen mit seinem Rücken an den Folgen einer für ihn wichtigen Operation unglücklicherweise verstorben». Nähere Angaben zur Erkrankung Schells und zu seinem Ableben wolle die Familie nicht machen, teilte seine Sprecherin in einer E-Mail mit.
Am vergangenen Wochenende war Schell wegen einer Lungenentzündung ins Spital von Kitzbühel eingeliefert worden. Der Schauspieler, Regisseur und Bühnenautor hielt sich für ZDF-Dreharbeiten in Kitzbühel auf.
Erfolg in Hollywood und am Broadway
Der Star war 1962 als bester Hauptdarsteller im Film «Das Urteil von Nürnberg» mit dem Oscar geehrt worden. Er war damit der erste deutschsprachige Schauspieler nach dem Zweiten Weltkrieg, dem diese Ehre zuteil wurde. Auch später hatte der in Wien geborene Mime und Regisseur, der einen locker umgeschwungenen Schal zu seinem Markenzeichen machte, in den USA Erfolg. Darunter auch am Broadway in New York.
Schell, der zuletzt auf seinem Berghof in Preitenegg (Kärnten) lebte, war einer der wenigen Schauspieler aus dem deutschsprachigen Raum, die in Hollywood Fuss fassten. Nach seinem Oscar war er fünf weitere Male für einen der begehrten Preise der US-Filmakademie nominiert.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz hatte er in den letzten Jahren durch zahlreiche Fernsehproduktionen eine grosse Fangemeinde – darunter der ZDF-Mehrteiler «Der Fürst und das Mädchen» und die Historien-Dokumentationsreihe «Terra X Imperium».
Der Sohn des Schweizer Schriftstellers Hermann Ferdinand Schell und der österreichischen Schauspielerin Noé von Nordberg liebte das Theater. In Deutschland sorgte Schell 1963 als «Hamlet» in Gustaf Gründgens letzter Inszenierung am Hamburger Schauspielhaus für internationale Furore.
Schell nahm auch immer wieder Rollen in Hollywood-Produktionen («Deep Impact», «Peter der Grosse») an, um Geld für eigene ambitiöse Projekte zu verdienen. Dazu gehörte in den 1970er Jahren die Dürrenmatt-Verfilmung «Der Richter und sein Henker».
Faszinierende Marlene
Der Dokumentarfilm «Marlene», in dem Schell 1983 ein 17-stündiges Interview mit der damals 82-jährigen Marlene Dietrich verarbeitete, ohne sie je zu zeigen, gilt vielen Cineasten als sein faszinierendstes Werk. In München, Basel und Berlin brachte Schell als Regisseur unter anderem den «Hamlet» und «La Traviata» auf die Bühne.
Bereits seit 1953 arbeitetet Schell als Schauspieler, Regisseur und Dramaturg am Basler Stadttheater. Es folgten Engagements in Essen, Bonn, München und Berlin. 1958 trat er am Broadway auf.
1959 holte ihn Gustaf Gründgens ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Dorthin kehrte er 1963 zurück, um zu Gründgens Abschied in der berühmt gewordene «Hamlet»-Inszenierung mitzuwirken. Zwischendurch und danach spielte und inszenierte Schell an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland.
Furore machte Schell auch mit seinem Privatleben. So fand eine drei Jahre dauernde Liaison mit Soraya, der Gattin des letzten Schahs von Persien, grosse mediale Aufmerksamkeit. 1985 heiratete Schell die russische Schauspielerin Natalja Andreitschenko. Vier Jahre später wurde ihre gemeinsame Tochter Nastassja Schell geboren. Das Paar trennte sich 2002.