Mit einem Parallel-Riesenslalom in Carezza starten die Alpinfahrer in den Weltcup, die Snowboardcrosser nehmen den WM-Winter im Montafon in Angriff. Im Schweizer Lager herrscht vorsichtige Zuversicht.
Am meisten hat sich auf diese Saison hin bei den Alpinen geändert. Das Experiment mit Trainer Ingemar Walder ist nach zwei Jahren abgebrochen worden, der Tiroler arbeitet seit diesem Sommer als Alpin-Chefcoach der österreichischen Boarder. Die Trennung ist nicht im Streit erfolgt, sie war in Anbetracht der Situation aber das Beste für beide Parteien. Walder soll Mühe gehabt haben, das Team zu erreichen, das seit Jahren in dieser Zusammensetzung existiert.
Dennoch war die Bilanz nicht so schlecht. In Walders Amtszeit gewann Julie Zogg im ersten Jahr den Gesamt-Weltcup. Dazu gab es zwei kleine Kristallkugeln und zwölf Weltcup-Podestplätze (drei Siege, alle im Parallelslalom). Aber auch der erste «WM-Nuller» seit 1999 resultierte unter der Ägide des ehemaligen Spitzenfahrers. Unter Christian Rufer, dem langjährigen Erfolgscoach von Swiss-Snowboard (16 Olympia- und WM-Medaillen zwischen 2004 und 2014), wollen die Alpinfahrer wieder die Leistungen der ganz grossen Zeiten abrufen können.
Die Zielsetzung für den Saisonauftakt in Carezza, das erste von total elf geplanten Alpinrennen, wurde von Rufer bewusst eher zurückhaltend formuliert. «Bei den Männern erhoffe ich mir zwei Fahrer in den Finalläufen und hoffe auf eine Top-8-Klassierung.» Von dem mit den beiden ehemaligen Weltcup-Gesamtsiegerinnen Patrizia Kummer und Julie Zogg sowie Ladina Jenny sehr stark besetzten Frauenteam sollen es gemäss dem Toggenburger zwei in die Viertelfinals schaffen.
Rufer und Co. kam zupass, dass sie im Sommer auf den Gletschern in Zermatt und Saas-Fee ebenso gute Bedingungen vorfanden wie später in der Schneehalle von Landgraaf und in den drei Wochen Schneetraining in Copper Mountain. Dazu blieb das Team von jeglichen Verletzungen verschont. Unsere Leute sind gesund und fit“, konnte Rufer erfreut aus dem Südtirol vermelden.
Von einer immer schwächer werdenden Bedeutung der Alpinrennen ist in der Schweiz wenig zu spüren. Bezüglich der Belegung des Olympia-Programms ab 2022 (noch immer zwei Parallelrennen?) besteht zwar Unklarheit. Dafür waren auf der nationalen Tour im letzten Winter so viele Alpinfahrer unterwegs wie seit acht Jahren nicht mehr. Und unter der Initiative von Teamleader Nevin Galmarini figuriert mit Scuol für den kommenden Winter erstmals seit vier Saisons wieder ein Schweizer Ort im (provisorischen) Weltcup-Kalender.
Schmerzhafte Saison für Boardercrosser
Ein Teil der Schweizer Boardercross-Elite blieb in der letzten Saison weder schmerz- noch verletzungsfrei. Mit Simona Meiler (Lendenwirbelfraktur und Knieverletzung), Sandra Gerber (zweite Fussoperation) und Jérôme Lymann (Hirnerschütterung mit weiterhin unklaren Folgen) verpassten gleich drei Spitzenfahrer wichtige Anlässe des letzten Winters. Die beiden Frauen sind wieder fit, der talentierte Lymann muss für unbestimmte Zeit aussetzen.
Die Hoffnungen, insbesondere dann an den Olympischen Spielen 2018 und 2022, ruhen auf der jungen Garde. Mit Kalle Koblet und Alexandra Hasler hatten neben Teamleaderin Meiler zuletzt zwei Youngsters für die eine oder andere Top-10-Klassierung gesorgt. «Primär haben wir uns vorerst technische Ziele gesetzt und werden dann sehen, wie das im Kurs ausschaut», sagte der Österreicher Mario Fuchs vor seinem zweiten Jahr als Schweizer Chefcoach. «Kurzfristig dürfen wir keine Wunderdinge erwarten, aber wir sind auf einem guten Weg.»
Insgeheim erhofft sich Swiss-Snowboard den Exploit dann im Februar 2018. Die Olympia-Strecke mit langen Geraden und Gleitpassagen ist auf physisch robuste Fahrer wie Koblet oder Sandra Gerber zugeschnitten.