Nach dem verpatzten WM-Auftakt im Super-G haben die Schweizer Speed-Frauen heute Gelegenheit zur Revanche. In der Abfahrt in Beaver Creek wollen Lara Gut und Fabienne Suter neue Chancen wahrnehmen.
Der Frust war gross im Schweizer Frauen-Lager am letzten Dienstag. Chef-Trainer Hans Flatscher gab tags darauf zu: «Diese Niederlage im WM-Super-G hatten wir zuerst einmal verdauen müssen. Das nagte an uns.» Mitfavoritin Lara Gut war am Tag X von ihrem Instinkt im Stich gelassen worden. Von einer Fahrt auf Zug, wie man sie von der Tessinerin schon oft gesehen hat, war Gut weit entfernt. Anstatt Tempo zu entwickeln, driftete sie die Tore an. Sie konnte sich nicht wunschgemäss auf die durch den Neuschnee weicher gewordene Piste einstellen. Möglicherweise spielte auch die Material-Abstimmung eine Rolle.
Flatscher und sein Frauenteam waren froh, dass ihnen nach der Super-G-Pleite aufgrund des dicht gedrängten WM-Programms kaum Zeit zum Grübeln blieb. Es geht Schlag auf Schlag in Beaver Creek, die nächste Chance kommt bereits.
Angeführt wird das Schweizer Aufgebot auch in der Abfahrt von Lara Gut. Die 23-Jährige aus Comano beginnt von neuem mit der Jagd auf ihren ersten WM-Titel. Gut geht mit der Gewissheit an den Start, die letzte Abfahrt vor den Weltmeisterschaften in St. Moritz gewonnen zu haben. Der Erfolgsdruck ist jedoch unterdessen nach Rang 7 im Super-G nicht kleiner geworden.
Hinter Fabienne Suter ist Nadja Jnglin-Kamer die Nummer 3 im Team. Für die Schwyzerin ist es nach ihrer Knieverletzung und harter Aufbauarbeit nur schon ein Riesenerfolg, überhaupt an diesen Weltmeisterschaften an einem Rennen teilnehmen zu dürfen. Vor drei Wochen in Cortina, wo sie ihr Comeback gegeben hatte, bezifferte sie ihre Chancen auf einen WM-Start noch auf maximal zwei Prozent. Doch als Sechste in der Abfahrt von St. Moritz packte sie zu ihrer eigenen Überraschung die Gelegenheit beim Schopf.
Für heute dämpft Jnglin-Kamer die Erwartungen. Die Stimmungskanone im Team ist sich bewusst, dass ihr für den technisch anforderungsreichen Mittelteil aus den vergangenen Wochen doch einige Trainingstage fehlen. Den vierten und letzten Startplatz sicherte sich Marianne Abderhalden.
Die Frau, die es heute zu schlagen gilt, wird wohl Lindsey Vonn sein. Die Lokalmatadorin will nach Bronze im Super-G auf die oberste Podeststufe. Sie greift nach ihrem ersten internationalen Titel seit dem Abfahrts-Olympiasieg 2010 in Vancouver. Trotz der langen Pausen nach ihren zwei Kreuzbandrissen ist Vonn im Speed-Bereich bereits wieder tonangebend. Von den sechs Abfahrten in dieser Weltcup-Saison hat die Amerikanerin drei zu ihren Gunsten entschieden.