Die Schweizer Seidenproduktion feiert nach 100-jährigem Unterbruch ein Comeback. Dieses Jahr werden 25 Kilogramm Rohseide hergestellt und weiterverarbeitet, in absehbarer Zeit sollen es bis 100 Kilogramm jährlich sein.
Das gab der Verein Swiss Silk am Montag vor den Medien in Hinterkappelen BE bekannt. Dort zieht der Landwirt und Textilingenieur Ueli Ramseier seit einigen Jahren wieder Seidenraupen auf.
Ramseier ist Präsident des Vereins Swiss Silk. Dieser ist für den wichtigsten Innovationspreis der Schweizer Landwirtschaft nominiert. «Damit wird die eindrückliche Entwicklung und das Potenzial dieses neuen landwirtschaftlichen Nebenerwerbs unterstrichen», freut sich Swiss Silk.
Ein Dutzend Bauern haben sich auf Ramseiers Initiative dem Label Swiss Silk angeschlossen. Im Verein wird die ganze Wertschöpfungskette abgedeckt; Bauern, Textilindustrie, Marktpartner und Kunden arbeiten zusammen an dem Projekt.
Jahrhundertalte Tradition
Die Schweiz hat eine jahrhundertealte Tradition in der Herstellung von Seide. Im Tessin wurden bis Mitte des 19. Jahrhunderts auch Raupen aufgezogen. An dieser Tradition wollte Ueli Ramseier anknüpfen.
Zur Herstellung von einem Kilogramm Seide braucht es etwa 2,5 Gramm Eier, jedes ist so gross wie ein Mohnsamen. Daraus schlüpfen rund 5000 Seidenraupen, die in den 30 Tagen bis zur Verpuppung 150 Kilogramm Maulbeerbaum-Blätter fressen. Die Raupen fressen sich innert Kürze auf das Zehntausendfache ihres Gewichts hoch.
Für 150 Kilogramm Blätter braucht es etwa 25 Bäume. Dementsprechend gibt es in Hinterkappelen eine ganze Maulbeerbaum-Plantage.
Nach der Aufzucht der Seidenraupen stellt eine sogenannte Abhasplerin aus den Kokons die Rohseide her. Diese wird anschliessend – ebenfalls an Schweizer Standorten – gefärbt, verwoben und zu Kleidern und Accessoires aller Art verarbeitet.
Gutes Klima
Die Promotoren von Swiss Silk sind überzeugt, dass sich Schweizer Seide als Nischenprodukt etablieren wird. Sie verweisen auf die hohe Wertschöpfung in der Schweiz und auf die Nähe der Produzenten zu den Kunden. Ausserdem seien die hiesigen klimatischen Verhältnisse für die Seidenraupenzucht gut geeignet.
«Die Nomination für den Agropreis trägt dazu bei, dass mehr Bauern die Chance erkennen und die Seidenraupenzucht in ihr Produktionsportfolio aufnehmen werden», teilte der Verein mit.