Schweizer Spitäler nehmen kaum libysche Kriegsopfer auf

Die libysche Botschaft in der Schweiz bedauert, dass bisher nur zehn Kriegsopfer aus Libyen in Schweizer Spitälern aufgenommen wurden. Eigentlich hätten rund 100 Schwerverletzte in der Schweiz behandelt werden sollen, sagte ein Sprecher. Davon weiss man beim EDA jedoch nichts.

Nach dem Willen der libyschen Botschaft hätten hundert Schwerverletzte in der Schweiz behandelt werden sollen (Symbolbild) (Bild: sda)

Die libysche Botschaft in der Schweiz bedauert, dass bisher nur zehn Kriegsopfer aus Libyen in Schweizer Spitälern aufgenommen wurden. Eigentlich hätten rund 100 Schwerverletzte in der Schweiz behandelt werden sollen, sagte ein Sprecher. Davon weiss man beim EDA jedoch nichts.

Fachleute der Humanitären Hilfe des Bundes hätten vor Ort 31 Personen für eine Behandlung in der Schweiz ausgewählt, schreibt das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in einer Stellungnahme vom Freitag. Deren Dossiers seien an verschiedene Universitätsspitäler in der Schweiz weitergeleitet worden. Diese könnten in eigener Kompetenz über eine allfällige Aufnahme libyscher Patienten entscheiden.

Verhandlungen mit den fünf Spitälern seien im Gang, sagte Abdullah Besher von der libyschen Botschaft in der Sendung „Heute Morgen“ von Schweizer Radio DRS. Nach seinen Angaben geht es dabei um 15 Verwundete und um eine weitere Gruppe von rund 50 Personen aus Libyen, darunter Frauen und Kinder.

Visa rasch ausgestellt

Besher machte bürokratische Hürden dafür verantwortlich, dass diese Verletzten noch nicht in der Schweiz seien. Dies bestreitet das EDA: Von den 31 Personen hätten alle, die bei der Schweizer Botschaft in Libyen einen Antrag stellten, ein Visum erhalten, sagte EDA-Sprecher Stefan von Below auf Anfrage der SDA. Aus humanitären Gründen habe man das Verfahren sogar angepasst, um die Visa schneller als üblich erteilen zu können.

Besher jedoch kritisierte, andere Länder hätten die Visa für Kriegsopfer noch am selben Tag ausgestellt. Verletzte aus Libyen waren unter anderem nach Deutschland, Griechenland, Frankreich, Grossbritannien und Italien ausgeflogen worden. In Deutschland etwa werden sie in Militärspitälern behandelt, weshalb gar kein Visum nötig ist.

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