Schweizer Spitäler spielen international in der Top-Liga

Schweizer Spitäler stehen trotz Spardruck und Personalmangel punkto Pflegequalität und Patientenzufriedenheit im internationalen Vergleich gut da. Allerdings gibt es von Spital zu Spital grosse Unterschiede.

Krankenschwester mit Frühgeborenem im Universitätsspital Zürich (Bild: sda)

Schweizer Spitäler stehen trotz Spardruck und Personalmangel punkto Pflegequalität und Patientenzufriedenheit im internationalen Vergleich gut da. Allerdings gibt es von Spital zu Spital grosse Unterschiede.

Die Arbeitssituation der Pflegefachleute und ihre Auswirkungen auf die Patienten wurde im Rahmen einer grossen europäischen Studie bei fast 500 Akutspitälern in zwölf Ländern untersucht. Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) veröffentlichte am Mittwoch eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

In der Schweiz bezeichneten im Schnitt fast zwei Drittel (63 Prozent) der rund 1600 befragten Krankenschwestern- und pfleger die Arbeitsbedingungen auf ihrer Abteilung als gut oder ausgezeichnet. Nur in Norwegen wurde die Qualität der Arbeitsumgebung noch besser beurteilt.

Allerdings gingen die Meinungen in den 35 teilnehmenden Schweizer Spitäler weit auseinander. Laut Obsan variierte die Zustimmung zur Aussage, dass genügend diplomiertes Personal zur Gewährleistung einer guten Pflegequalität zur Verfügung steht, zwischen 9 und 89 Prozent (Mittelwert: 49 Prozent).

Mit durchschnittlich 7,9 betreuten Patienten pro Pflegefachperson lag die Schweiz europaweit im Mittelfeld. In Norwegen kamen auf jede und jeden Pflegenden 5,4 Kranke, in Deutschland 13,0. In der Schweiz bewegte sich dieses Verhältnis zwischen 4,6 und 13,7 Patienten pro Betreuungsperson.

Auch bezüglich der Unzufriedenheit der Mitarbeiter unterschieden sich die europäischen Spitälern deutlich. Kündigungsabsichten hegten zwischen 19 (Norwegen) und 49 Prozent (Spanien und Polen). In der Schweiz waren es 28 Prozent. Insgesamt klagten 28 Prozent der Befragten über emotionale Erschöpfung (Burnout), in der Schweiz 15 Prozent.

Weniger Stress, zufriedenere Patienten

In der zwischen 2009 und 2011 durchgeführten Untersuchung ergab sich weiter ein deutlicher Zusammenhang zwischen Personal- und Patientenzufriedenheit. In Spitälern mit besserer Stellenbesetzung und Arbeitsumgebung bewerteten Patienten die Spitalqualität häufiger höher.

In der Schweiz würden von den rund 1000 angefragten Patienten 78 Prozent das Spital mit Sicherheit Freunden und Angehörigen weiterempfehlen – ein Spitzenwert. In anderen Ländern schwankte dieser Anteil zwischen 53 Prozent in Griechenland und 74 Prozent in Irland. Die Zufriedenheit mit der Pflege erreichte in der Schweiz im Mittel 69 Prozent, dies bei einer Spannbreite von 31 bis 100 Prozent.

Wie wichtig genügendes und gut ausgebildetes Personal für die Pflegequalität ist, macht auch eine Teilstudie zur Sterblichkeit deutlich. Nach den schon im Februar vom Fachmagazin «Lancet» publizierten Erkenntnissen erhöht sich das Todesfallrisiko nach chirurgischen Eingriffen mit jedem zusätzlichen Patienten, den eine Pflegefachpersonen betreuen muss, um 7 Prozent.

Über das Abschneiden der einzelnen Kliniken bewahrt das Schweizer Forschungsteam Stillschweigen. Nach Auskunft von Dietmar Ausserhofer vom Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel wurden die Spitäler aber über die Ergebnisse informiert. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer hätten bereits Verbesserungspotenzial erkannt, geplant und zum Teil umgesetzt.

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