Schweizer Team vor schwieriger Mission

Auch wegen der Silbermedaille vor einem Jahr steht die Schweiz an der heute beginnenden WM in Minsk vor einer heiklen Aufgabe. Trotz vieler Absagen bleibt das Erreichen der 1/4-Finals das Hauptziel.

Sean Simpson vor seiner letzten WM als Schweizer Coach. (Bild: SI)

Auch wegen der Silbermedaille vor einem Jahr steht die Schweiz an der heute beginnenden WM in Minsk vor einer heiklen Aufgabe. Trotz vieler Absagen bleibt das Erreichen der 1/4-Finals das Hauptziel.

Nach dem Gewinn der Silbermedaille in Stockholm war die Euphorie riesig. Ein Jahr später ist davon wenig zu spüren. An den Olympischen Spielen in Sotschi scheiterten die Schweizer trotz guten Leistungen in der Vorrunde im Achtelfinal an Aussenseiter Lettland, danach konnten sich der Verband und Nationaltrainer Sean Simpson nicht auf eine weitere Zusammenarbeit einigen. Und zuletzt sorgten vor allem die zahlreichen, zum Teil fragwürdigen Absagen für Gesprächsstoff.

Aus dem letztjährigen Erfolgsteam sind aktuell zehn Spieler dabei, unter ihnen Roman Josi, der MVP der letzten WM. Zudem könnten noch Nino Niederreiter (Minnesota Wild) und Rafael Diaz (New York Rangers) zur Mannschaft stossen, die mit ihren Teams in den NHL-Playoffs in Rückstand liegen. Vor allem der kräftige Stürmer Niederreiter wäre eine willkommene Verstärkung. Luca Sbisa (Anaheim Ducks) ist ebenfalls noch ein Thema, obwohl es für ihn persönlich bislang eine Saison zum Vergessen war. Alle noch möglichen NHL-Spieler seien eine Option, so Simpson.

Nimmt man die WM-Vorbereitung als Massstab, ist die Mannschaft für Minsk noch nicht bereit. Von den acht Testspielen gewann die SIH-Auswahl lediglich drei. Zuletzt setzte es drei Niederlagen in Folge ab, die letzten zwei zu Null. Allerdings trat Simpson nur am Dienstag gegen Kanada (0:4) weitgehend mit jenem Team an, das auch in Minsk die Schweizer Farben vertreten wird. Dennoch fehlte es im Hallenstadion an allen Ecken und Enden.

Mit Robert Mayer, Dean Kukan, Dominik Schlumpf, Tim Ramholt, Sven Bärtschi, Etienne Froidevaux, Reto Schäppi, Thomas Rüfenacht und dem erst 17-jährigen Kevin Fiala bot Simpson nicht weniger als neun Spieler auf, die noch nie eine WM bestritten haben. Angesichts dieser Ausgangssituation wurden gar bereits Abstiegsszenarien entworfen.

Wenn man allerdings ein Jahr zurückblickt, sah es damals – abgesehen von den Resultaten in der WM-Vorbereitung – nicht gross anders aus. Auch damals wurde den Schweizern, nachdem sie zuvor zweimal hintereinander die Viertelfinals verpasst hatten – 2012 in Helsinki mit einem auf dem Papier starken Team – wenig Kredit gegeben. Damals bot Simpson sieben WM-Neulinge auf. Danach entstand ein Teamspirit, wie es ihn zuvor noch nie gegeben hatte, mit der Silbermedaille als Krönung. Die Unerschrockenheit der unerfahrenen Spieler tat der Mannschaft sichtlich gut. Wer hätte damals damit gerechnet, dass beispielsweise der nun verletzte Julian Walker derart auftrumpfen würde?

Überdies kann es im Sport sehr schnell gehen. Wieso sollte also in Minsk alles anders sein? Umso mehr, als dass Simpson mit Damien Brunner, Yannick Weber, Kevin Romy und Bärtschi auf Akteure zählen kann, die er vor einem Jahr ebenfalls gerne im Team gehabt hätte. Und Verteidiger Dean Kukan hat sich beim schwedischen Verein Lulea prächtig entwickelt, hätte wohl auch ohne Absagen den Sprung ins WM-Kader geschafft. Von einer B-Auswahl zu sprechen, wie dies immer wieder getan wird, wird der Mannschaft also nicht gerecht.

Ähnlich wie 2013 ist auch der Spielplan. Heute Freitag bekommt es die SIH-Auswahl zum WM-Auftakt mit Russland um Superstar Alexander Owetschkin zu tun, morgen sind die USA der Gegner. Gegen diese Teams sind Siege nicht Pflicht, sondern ein Bonus in einer Rolle, die den Schweizern liegt. Zudem sind die starken Nationen zu Beginn eines Turniers eher zu schlagen. In Stockholm bildeten Erfolge gegen die «Grossen» Schweden (3:2), Kanada (3:2 n.P.) und Tschechien (5:2) die Basis zum Exploit.

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