Die neuesten Prognosen für die Übernachtungszahlen im Schweizer Tourismus gehen zwar nur von einem moderaten Rückgang aus. Dennoch sei die Lage dramatisch, sagt Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus.
«Den Vorwurf des Jammerns lasse ich nicht gelten», sagte Schmid im Interview mit der SonntagsZeitung. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH prognostizierte in der vergangenen Woche einen Rückgang von 0,6 Prozent für 2015, also keinen dramatischen Einbruch.
Die Logiernächteentwicklung müsse man aber differenziert betrachten, sagte Schmid. Während sich die Städte gut entwickelten, sei die Situation in ländlichen Gebieten und in den Alpen ernst. Vor allem Gäste aus dem Euroraum blieben weg. «Das ist nicht jammern, das ist die harte Realität», sagte Schmid.
Hotels bieten Touristen aus dem Ausland darum oftmals Spezialtarife an, welche sie dann aber auch den inländischen Gästen offerieren müssen. «Momentan zwingt uns die Marktlage sogar zu Schnäppchenpreisen für die Schweizer», sagte Schmid.
Mit den aktuellen Preisnachlässen werde aber die Investitionsfähigkeit geopfert. Gerade Investitionen und Innovationen seien aber wichtig, um zu bestehen.
Die Schweizer Tourismusbetriebe würden sich der Herausforderung stellen. «Ich habe nicht den Eindruck, dass die Branche jammernd in der Ecke steht und nichts tut. Ich sehe eine Welle der Innovation, wir gehen in die Offensive», sagte der Direktor von Schweiz Tourismus.
Essen auf dem Bauernhof und Winter für Chinesen
Als Beispiel nennt Schmid Essensangebote auf Bauernhöfen oder auch die Zusammenarbeit mit dem Online-Portal Airbnb, auf dem Private Zimmer anbieten.
«Wir werden die Zusammenarbeit suchen. Airbnb ist eine Realität, und mehrheitlich geht es mittlerweile um Ferienwohnungsvermietung und nicht mehr um das Schlafen auf der Couch eines Gastgebers. Das ist ein ganz grosses Segment in der Schweiz, deswegen wird Airbnb eine grosse Rolle spielen.» Als Voraussetzung für die Zusammenarbeit müsse Airbnb aber Tourismusabgaben und Mehrwertsteuern zahlen.
Zudem müssten neue Gästegruppen und Märkte erschlossen werden, etwa Chinesische Wintertouristen. Hierfür brauche es aber auch mehr Mittel vom Bund. Die Rede ist von zusätzlichen 50 Millionen Franken. «Wir fordern nicht, wir zeigen dem Parlament lediglich auf, wo man zusätzlich investieren müsste und wie damit die Auswirkungen der Frankenstärke abgedämpft werden können.»
Die harte Währung habe aber auch Vorteile, so Schmid. «Sie zwingt uns in die Innovation und die Qualität. Und das werden wir packen.»