Die Schweizer Handballer bestreiten am Mittwoch in Schaffhausen gegen den WM-Dritten Slowenien und am Sonntag in Bremen gegen Europameister Deutschland die letzten beiden Partien der EM-Qualifikation.
Nationaltrainer Michael Suter verzichtet in den beiden Begegnungen auf die Routiniers Michael Liniger und Michal Svajlen. Der unbestrittene Teamleader Andy Schmid ist mit 33 Jahren der mit Abstand älteste Spieler im Team – die anderen weisen die Jahrgänge 1991 bis 2000 aus. Wegen Verletzungen figurieren gleich vier Neulinge im Team. «Es ist extrem speziell und komisch. Das kann ich nicht absprechen», sagte Schmid. «Auf der anderen Seite ist es reizvoll, meine Erfahrung mitzugeben und bei der Entwicklung zu helfen.»
Die Schweizer sind in der bisherigen EM-Qualifikation nach vier Partien noch punktelos. Die Auftritte in Slowenien (27:32) sowie im Hallenstadion gegen Deutschland (22:23) unterstrichen jedoch, welch Potenzial nach dem radikalen Umbruch in der Mannschaft steckt. «Nach diesen Spielen hatten alle das Gefühl, dass es sehr schnell geht», so Schmid. «Es ist jedoch nicht möglich, drei Schritte auf einmal zu machen.» Das zeigte sich insbesondere bei der 25:27-Heimniederlage gegen Portugal, die als Enttäuschung zu bezeichnen ist. «Da hatten wir das erste Mal Druck», erklärte Schmid.
Schmid als perfektes Beispiel
Der Weltklasse-Regisseur der Rhein-Neckar Löwen erachtet es allerdings als «sehr realistisch», dass die Schweizer mittelfristig wieder an Europa- und Weltmeisterschaften dabei sein werden. Letztmals qualifizierten sie sich 2004 für ein grosses Turnier (EM). An der EM 2006 waren sie als Gastgeber gesetzt. «Der Weg dorthin ist hart», gab sich Schmid realistisch. «Die anderen Nationen schlafen auch nicht.» Positiv ist sicherlich, dass einige Spieler früher oder später den Schritt ins Ausland wagen werden, was für Schmid essentiell ist.
Der Luzerner ist diesbezüglich ein perfektes Beispiel. Er hat sich in Dänemark und Deutschland zu einem der besten Handballer der Welt entwickelt. Soeben wurde er zum vierten Mal in Serie zum wertvollsten Spieler der Bundesliga gewählt, was vor ihm noch keiner geschafft hatte. Insofern fühlt es sich für ihn unrealistisch an. Die Auszeichnungen freuen ihn umso mehr, als sie zeigen, dass «ich konstant über mehrere Jahre auf diesem Level spielen konnte». Worauf führt er das zurück? Einerseits sei er verletzungsfrei geblieben, andererseits habe er stets den Antrieb gehabt, Feinheiten noch besser zu machen. Ausserdem brauche es eine gewisse Lockerheit.
Mit Ruhe zum erneuten Titel
Schmid macht stolz, dass die Erfolge der Rhein-Neckar Löwen «mit meinem Namen verbunden werden». Gerade eben wurde das Team aus Mannheim erneut deutscher Meister, nachdem es im Jahr zuvor erstmals überhaupt den Thron bestiegen hatte. «Das gab uns eine gewisse Ruhe», so Schmid. Den Titel zu verteidigen, stufte er dennoch als schwieriger ein, auch weil Teamleader Uwe Gensheimer zu Paris Saint-Germain gewechselt hatte. «Es war beeindruckend, dass wir in den entscheidenden Spielen unsere Leistung gezeigt haben. Vor der Saison tippten alle Experten auf Kiel und Flensburg.»
Wie sieht er den Partien gegen Slowenien und Deutschland entgegen? «Das sind wichtige Spiele für die Entwicklung. Es wird aufgezeigt, was noch fehlt. Wir können ohne Druck antreten, das fällt einfacher.»