Schweizerhalle nach 30 Jahren noch nicht abgeschlossen

Die Chemiekatastrophe von Schweizerhalle beschäftigt auch nach 30 Jahren die Behörden und die Bevölkerung. Bodenmessungen am Brandort zeigen noch Spuren des Pestizids Oxadixyl. Anfang 2017 wird eine Neubeurteilung des Schadenplatzes vorgenommen.

Die ausgebrannte Lagerhalle des Chemiekonzerns Sandoz, aufgenommen am 8. November 1986. Sieben Tage zuvor brannten in der Halle in Schweizerhalle nahe Basel über 1'000 Tonnen Chemikalien. (Archivbild) (Bild: sda)

Die Chemiekatastrophe von Schweizerhalle beschäftigt auch nach 30 Jahren die Behörden und die Bevölkerung. Bodenmessungen am Brandort zeigen noch Spuren des Pestizids Oxadixyl. Anfang 2017 wird eine Neubeurteilung des Schadenplatzes vorgenommen.

Am 1. November 1986 kurz nach Mitternacht begann das Drama in Schweizerhalle: In der Lagerhalle 956 der Chemiefirma Sandoz brach ein Feuer aus, das sich rasant ausbreitete. Die Flammen und der orangegefärbte Himmel waren in der ganzen Region sichtbar. Vor Ort sahen Feuerwehrleute und Journalisten, wie Fässer explodierten.

Bald bildete sich eine riesige, stinkende Rauchwolke über dem Schadensplatz. Sie dehnte sich in alle Richtungen aus. Wegen des Gestanks wurde die Bevölkerung aufgefordert, Fenster und Türen zu schliessen. Sirenenalarm wurde in den umliegenden Gemeinden ausgelöst.

Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, was wirklich brannte und wie giftig die Wolke war. Um 5 Uhr am Morgen hatten die Feuerwehrleute den Brand im Griff. Es wurde Endalarm ausgelöst.

Über 1000 Tonnen diverser Chemikalien verbrannten, rund 20 Tonnen davon flossen mit dem Löschwasser in den Rhein, der sich rot färbte. Am Tag danach wurden nur noch tote Fische aus dem Fluss geborgen.

Hörspiel weckt Erinnerungen

Viele Menschen, welche die Brandnacht miterlebt haben, erinnern sich noch heute ganz genau. Das zeigte sich auch am Freitagabend an der Premiere des Hörspiels «Falscher Alarm» des Basler Autors Lukas Holliger. Er schuf ein Stück bestehend aus Liveberichten von Radio Basilisk und Sondersendungen der DRS-Medien.

Nach 30 Jahren sind immer noch Spuren des Pestizides Oxadixyl im Boden messbar, wie Alberto Isenburg, Leiter des Baselbieter Amtes für Umweltschutz und Energie, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Das werde noch eine längere Zeit so bleiben.

Die Firmen, welche weiterhin Messungen am Brandort vornehmen, müssen die Resultate im Januar 2017 abliefern, sagte Isenburg. Daraufhin werde eine altlastenrechtliche Neubeurteilung vorgenommen. Dabei soll entschieden werden, ob die Messungen weitergeführt oder abgeschlossen werden, oder ob zusätzliche Massnahmen zur Bodensanierung vorgenommen werden müssen.

Der belastete Boden wurde bis in eine Tiefe von elf Metern ausgehoben und gewaschen, wie das Bundesamt für Umwelt festhält. Auch wurde der Platz mit einer Betonplatte abgedichtet.

Anstoss für viele Neuerungen

Die Chemiekatastrophe gab den Anstoss zur Störfallverordnung und die Erstellung von Risikokatastern. Zudem mussten bei Industrieanlagen Rückhaltebecken für Löschwasser gebaut werden.

Der Rhein erholte sich überraschend schnell und ist heute sauberer als vor der Katastrophe. Für die Sandoz-Firmenleitung hatte der Brand keine Folgen – es war ihr keine Verantwortung nachzuweisen. Verurteilt wurden aber zwei Feuerwehrmänner, die ahnungslos Löschwasser in den Rhein eingeleitet hatten.

Sandoz leistete später Schadenersatzzahlungen von 43 Millionen Franken. Das Unternehmen fusionierte 1996 mit Ciba-Geigy zur Novartis.

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