Die Schweizer Eishockeyanerinnen gewinnen die Bronzemedaille. Das Team von René Kammerer holt gegen Schweden im Spiel um Rang 3 ein 0:2 auf und siegt 4:3.
Die Schweiz ist nach Kanada, den USA, Schweden und Finnland erst die fünfte Nation bei den Frauen, die bei Olympischen Spielen eine Medaille im Eishockey gewinnt. Nach 40 Minuten hatte allerdings wenig auf den zweiten Podestplatz an einem Grossanlass nach WM-Bronze 2012 hingedeutet, lag doch die SIH-Auswahl 0:2 zurück. Doch die Schweizerinnen zeigten vor 8283 Zuschauern im Bolschoi Ice Dome Charakter. Bereits in der 42. Minute gelang Sara Benz der Anschlusstreffer, begünstigt durch ein dilettantisches Abwehrverhalten der Schwedinnen. Fünf Minuten später glich Phoebe Staenz im Powerplay nach einem Abpraller aus, ehe Jessica Lutz in der 54. Minute gar das 3:2 gelang. Als die erste 15-jährige Alina Müller 67 Sekunden vor dem Ende mit einem Schuss ins leere Tor auf 4:2 erhöhte, schien die Partie gelaufen zu sein. Aber die Skandinavierinnen machten es 23 Sekunden später mit dem 3:4 nochmals spannend.
Zu Beginn der Begegnung hatte es so ausgesehen, als würde die Aussicht auf Bronze die Schweizerinnen lähmen. Sie brachten im ersten Drittel kaum ein Bein vors andere, was das Schussverhältnis von 1:10 unterstreicht. Dass es nach 20 Minuten nur 0:1 stand, war nach einem desolaten Auftritt noch das Beste. Nach der ersten Pause fand die SIH-Auswahl besser ins Spiel, Zählbares schaute zunächst jedoch nicht heraus. Im Gegenteil: Torhüterin Florence Schelling, die in den vier Partien zuvor nicht weniger als 224 Paraden gezeigt hatte und zum MVP des Turniers gewählt wurde, griff nach einem harmlosen Schuss von Erica Uden Johansson (39.) daneben und schien zur tragischen Heldin zu avancieren. Am Ende wurde es doch noch ein Happy End. Trainer Kammerer küsste nach der Schlusssirene das Eis. Der Erfolgscoach, wie alle seine Staff-Mitglieder als reiner Amateur tätig, hört am Ende der Saison nach zehn Jahren im Amt auf – auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
Der Jubel über Bronze war bis unters Hallendach zu hören, dermassen laut schrien die Schweizerinnen die Freude heraus. «Ich habe gar keine Stimme mehr», sagte Lara Stalder. «Es ist unglaublich. Wir haben im letzten Drittel alles gegeben, was wir noch hatten. Auf das bin ich sehr stolz.» Das kann sie auch sein. Zwar gewann die SIH-Auswahl in Sotschi nur zwei von sechs Spielen, dafür die beiden wichtigsten. Gegen Schweden war es im 19. Duell erst der vierte Sieg. An Grossanlässen (WM und OS) dagegen ist die Bilanz mit 3:3 nun ausgeglichen.
Schweiz – Schweden 4:3 (0:1, 0:1, 4:1).
Bolschoi Ice Dome. – 8283 Zuschauer. – SR Hertrich (De), Caughey/Hanrahan (Ka/USA). – Tore: 15. Löwenhielm (Lindh, Östberg) 0:1. 39. Uden Johansson (Östberg, Lindh) 0:2. 42. Sara Benz (Forster) 1:2. 47. Staenz (Müller) 2:2. 54. Lutz (Stalder, Laura Benz) 3:2. 59. (58:53) Müller 4:2 (ins leere Tor). 60. (59:16) Winberg (Asserholt, Grahm) 4:3 (ohne Torhüterin). – Strafen: 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 2mal 2 Minuten gegen Schweden.
Schweiz: Schelling; Julia Marty, Frautschi; Laura Benz, Thalmann; Bullo, Altmann; Staenz, Stefanie Marty, Müller; Sara Benz, Stalder, Lutz; Eggimann, Raselli, Forster; Nabholz, Stiefel, Waidacher.
Schweden: Wallner; Bäcklin, Andersson; Bäckman, Eliasson; Holmgren, Olofsson; Engström; Asserholt, Wester, Winberg; Nordin, Borgqvist, Grahm; Östberg, Uden Johansson, Lindh; Rask, Löwenhielm.
Bemerkungen: Schweiz ohne Alder (überzählig) und Anthamatten (Ersatztorhüterin). – Schüsse: Schweiz 26 (1-12-13); Schweden 31 (10-10-11).