Die Schweizerische Nationalbank (SNB) schätzt die Lage der Schweizer Wirtschaft etwas weniger optimistisch ein. Sie bleibt daher bei ihrer aussergewöhnlichen Geldpolitik mit einem Leitzins von nahe null Prozent und einem Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken.
Auch gut ein Jahr nach Bekanntgabe des Mindestkurses zeigt sich die SNB bereit, ihn weiterhin mit aller Konsequenz durchzusetzen. Sie sei weiterhin bereit, dazu Devisen in unbeschränkter Höhe zu kaufen, teilte die SNB am Donnerstag mit.
Sie ist auch nach wie vor bereit, nötigenfalls weitere Massnahmen zu ergreifen. Eine Aufwertung des Frankens mit ihren schwerwiegenden Folgen für die Preis- und Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz will die SNB nicht zulassen. Denn der Franken sei nach wie vor hoch bewertet und belaste die Schweizer Wirtschaft.
So kürzte die SNB ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) im laufenden Jahr auf rund 1,0 Prozent. Bei der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni war sie noch von rund 1,5 Prozent ausgegangen.
Inzwischen wurde aber bekannt, dass das BIP bereits im zweiten Quartal um 0,1 Prozent leicht geschrumpft ist. Zudem nahm auch die Arbeitslosigkeit etwas zu. Die Abwärtsrisiken für die Schweizer Wirtschaft bleiben laut SNB mit Blick auf die verletzliche globale Konjunktur auch in der nächsten Zeit hoch.
Keine Inflationsgefahr
Um die Kreditvergabe maximal zu begünstigen und damit den Wirtschaftsmotor auf Touren zu halten, belässt die SNB das Zielband für ihren Leitzins, den Drei-Monats-Libor, bei 0 bis 0,25 Prozent. Am Mittwoch stand dieser Satz bei 0,046 Prozent.
Obwohl die Geldschleusen weit geöffnet bleiben und sich die Banken weiterhin fast zum Nulltarif Geld bei der SNB leihen können, sehen die Währungshüter die Preisstabilität in den nächsten Jahren gewährleistet.
Die Inflationsgefahren hätten sogar noch etwas abgenommen: Im laufenden Jahr werde die Teuerung -0,6 (Prognose vom Juni: -0,5) Prozent betragen. Für das nächste Jahr rechnet die SNB mit einem Anstieg der Konsumentenpreise um +0,2 (+0,3) Prozent und für 2014 mit +0,4 (+0,6) Prozent.
Allerdings gingen von der hohen Dynamik auf dem Schweizer Hypothekar- und Immobilienmarkt für Wohneigentum weiterhin Risiken für die Finanzstabilität aus.
Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die SNB ihre Geldpolitik nicht ändert. Der Euro stieg dennoch bis Mittag von 1,2095 auf 1,2125 Franken, dies aber vor allem wegen des Urteils von Karlsruhe vom Mittwoch und dem pro-europäischen Wahlausgang in den Niederlanden.