Rolf Lyssy hat mit «Die Schweizermacher» (1978) einen der wichtigsten Schweizer Kinofilme gedreht. Doch der Grosserfolg wurde für den Zürcher Fluch und Segen zugleich. Am 25. Februar wird der Filmemacher 80 Jahre alt.
In seiner Komödie «Die Schweizermacher» trieb Lyssy das Einbürgerungsverfahren auf die Spitze: Er erfand mit Max Bodmer (Walo Lüönd) und Moritz Fischer (Emil Steinberger) zwei Beamte, ob deren Schnüfflermethoden den Zuschauern das Lachen im Hals stecken blieb.
Wie ein Blitz schlug Lyssys Film ein: «Die Schweizermacher» lockte im In- und Ausland weit über eine Million Besucher ins Kino, spielte 6,5 Millionen Franken ein und wurde zu einem kommerziellen Erfolg – und Lyssy zum Aussenseiter in der Filmszene. «Erfolg macht verdächtig», sagte er in einem Gespräch mit der sda.
Die Szene warf Lyssy vor, auf den kommerziellen Erfolg abgezielt zu haben, indem er eine der beiden Hauptrollen mit Kabarettist Emil besetzt habe. «Natürlich habe ich das», lacht Lyssy heute. «Ich wollte immer schon Filme für ein grosses Publikum machen.»
Ein neues Buch zu Ehren Lyssys
Warum Lyssy wegen seines Erfolges bei manchen ins Abseits geriet und was sein Film über die Schweiz von damals aussagte, davon erzählt das Buch «Die Schweizermacher – Und was die Schweiz ausmacht», das zum 80. Geburtstag des grossen Filmemachers erschienen ist. Darin kommen unter anderen Weggefährten wie Regiekollege Xavier Koller oder Emil Steinberger zu Wort.
In kommerzieller Hinsicht konnte Lyssy an den «Schweizermacher»-Erfolg nicht mehr anknüpfen. Der Erwartungsdruck sei riesig gewesen, erinnert er sich. «Kassettenliebe» (1981), ebenfalls mit Emil, lockte zwar immerhin über 200’000 Besucher vor die Kinoleinwand, kam damit jedoch nicht annähernd an den Vorgänger heran.
Vor allem nach der Jahrtausendwende drehte Lyssy eine Reihe Dokumentarfilme. Sein letztes Werk «Ursula – Leben im Anderswo» (2011), eine Fortsetzung über eine blinde und taube Frau, lief am Zurich Film Festival und den Solothurner Filmtagen.
Film mit Monica Gubser in Planung
Lyssy, Sohn jüdischer Eltern, wuchs in Herrliberg in einfachen Verhältnissen auf. Schon als Kind und Jugendlicher fand er Gefallen an Komödien, lachte später über Billy Wilders oder Woody Allens tragikomische Helden. Bis er seinen ersten Film drehen sollte, durchlief er «alle Stufen, vom Beleuchter, über den Cutter bis zum Kameramann».
Dass Satire und Humor auch in seinen Filmen eine grosse Rolle spielen sollten, wusste er früh. «Nur mit Humor kann man das Grauen, das überall auf der Welt anhält, neutralisieren.» Seinen Humor hat Lyssy nicht verloren, trotz einer schweren Depression, die er durchmachte, nachdem er mit einem Fortsetzungsfilmprojekt der «Schweizermacher» scheiterte.
Auch wenn es ruhiger wurde um Lyssy, zur Ruhe gesetzt hat er sich nicht. Seit einigen Jahren schon plant er gemeinsam mit Drehbuchautor Dominik Bernet den Spielfilm «Die letzte Pointe», eine Tragikomödie über eine alte Frau, die Angst hat vor Demenz und sich deshalb mit der Sterbehilfe befasst. Im Moment liegt das Projekt auf den Pulten der Filmförderer, Lyssy hofft auf einen positiven Bescheid. Die Hauptfigur der Gertrud Forster soll Monica Gubser übernehmen.