Fast ohne Sprechvermögen und im Rollstuhl hat der Lyriker Tomas Tranströmer den diesjährigen Literaturnobelpreis in Empfang genommen. Der Schwede bekam in Stockholm die mit zehn Millionen Kronen (knapp 1,4 Mio. Franken) dotierte Auszeichnung am Samstag von König Carl XVI. Gustaf überreicht.
In der Laudatio als Sprecher des Nobelkomitees sagte der Schriftsteller Kjell Espmark, Tranströmer sei einer der „wenigen schwedischen Autoren mit Einfluss auf die Weltliteratur“. Der 80-jährige Lyriker hat insgesamt nur 13 relativ schmale Gedichtsammlungen sowie ein biografisches Buch veröffentlicht. Seine Arbeiten sind in 54 Sprachen übersetzt.
Tranströmer leidet seit einem Schlaganfall 1990 an einer schweren Sprachbehinderung, kann deswegen nur wenige, einzelne Wörter sagen und ist an den Rollstuhl gebunden. Er galt über viele Jahre als „Dauerfavorit“ auf den begehrtesten Literaturpreis der Welt.
Erstmals drei Frauen
Bei der Zeremonie überreichte Schwedens König auch die Nobelpreise für Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaft. In Oslo nahmen die Liberianerinnen Ellen Johnson-Sirleaf und Leymah Gbowee sowie die Jeminitin Tawakkul Karman den Friedensnobelpreis entgegen.
Schwedens König Carl XVI. Gustaf hat bei der Verleihung der diesjährigen Nobelpreise auch einen Toten geehrt. An der traditionsreichen Zeremonie im Stockholmer Konzerthaus konnte der Medizin-Preisträger Ralph M. Steinman nicht mehr teilnehmen.
Der Kanadier war Anfang Oktober, wenige Stunden vor der Zuerkennung des Preises für seine Leistungen als Immunologe, im Alter von 68 Jahren gestorben. Seine gleichzeitig ausgezeichneten Kollegen Bruce A. Beutler (USA) und Jules A. Hoffmann (Frankreich) teilten sich die Dotierung von zehn Millionen Kronen (knapp 1,4 Millionen Franken) mit Steinmans Familie.
Den Preis für Physik teilten sich Saul Perlmutter (USA), Brian P. Schmidt (USA und Australien) und Adam G. Riess (USA) für ihre astrophysische Arbeit. Den Chemie-Preis erhielt der Israeli Dan Shechtman für die Entdeckung einer bisher unbekannten Kristallstruktur.
Den „Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften“ teilen sich die US-Ökonomen Thomas J. Sargent und Christopher A. Sims. Die Nobelpreise werden seit 1901 traditionell am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobels (1833-1896).