Die syrische Hauptstadt Damaskus ist am Montag den zweiten Tag in Folge von schweren Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen erschüttert worden. Aktivisten berichteten vom Beschuss von Stadtteilen und vorrückenden Panzern der Armee.
Einwohner sprachen von einem „Schlachtfeld“. Die Armee habe das Viertel Tadamon in Damaskus unter Beschuss genommen, erklärten die oppositionellen Örtlichen Koordinationskomitees (LCC).
In den Vierteln Kafar Susse und Dschobar habe es schwere Gefechte zwischen den Regierungstruppen und der von Deserteuren gegründeten Freien Syrischen Armee (FSA) gegeben. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, dass erstmals Panzer im historischen Stadtviertel Midan Stellung bezogen.
Damaskus war am Sonntag nach Angaben von Aktivisten von den schwersten Kämpfen seit Beginn der Rebellion im März 2011 erschüttert worden. Am Montag wurden auch aus anderen Landesteilen neue Gefechte gemeldet, darunter aus den Städten Katana und Homs sowie die Regionen von Aleppo, Hama und Deir as-Sor.
Die regierungsnahe Zeitung „Al-Watan“ titelte am Montag mit Blick auf die Opposition: „Damaskus werdet ihr nie bekommen.“ Sicherheitskräfte seien mit Unterstützung der Armee seit 48 Stunden im Einsatz, um die „terroristischen Banden“ zu bekämpfen.
Die oppositionelle Muslimbruderschaft wertete die Kämpfe in Damaskus als Zeichen dafür, dass der Sturz des Regimes von Präsident Baschar al-Assad nicht mehr lange auf sich warten lasse. Sie riefen die Bewohner von Damaskus auf, Strassen zu blockieren und Brandbomben auf Fahrzeuge der Sicherheitskräfte zu werfen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf erklärte am Sonntag, den Syrien-Konflikt fortan als Bürgerkrieg einzustufen. Kampfhandlungen hätten sich von den Konfliktherden Idlib, Homs und Hama auf andere Landesteile ausgeweitet. Humanitäres Völkerrecht gelte nun für alle Gebiete, wo Kampfhandlungen stattfänden.
Streit mit Russland
Unterdessen dauerten die internationalen Bemühungen zur Beilegung des Konflikts an. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow warf dem Westen im Ringen um eine gemeinsame internationale Strategie für Syrien allerdings Erpressung vor.
Die westlichen Länder drohten, das Mandat für die Mission unbewaffneter UNO-Beobachter nicht zu verlängern, falls Russland ihnen nicht seine Zustimmung zu einer UNO-Resolution geben würde, die letztlich auch den Einsatz militärischer Mittel ermöglichen würde. Dies sei schlicht Erpressung, sagte Lawrow.
Zugleich wies Lawrow Hoffnungen als unrealistisch zurück, Russland könne Syriens Staatschef Assad von einem Rücktritt überzeugen. „Es ist einfach unrealistisch, er wird nicht zurücktreten“, sagte Lawrow. Der internationale Sondergesandte für Syrien, Kofi Annan, wurde noch am Montag in Moskau erwartet.
China sah den blutigen Konflikt in Syrien an einem kritischen Punkt. „Es gibt jetzt eine kritische Phase zur Lösung des Syrien-Problems mit politischen Mitteln“, sagte ein Sprecher des Aussenministeriums vor dem Besuch von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon am Dienstag in Peking.