Steine und Flaschen auf Polizisten, Schlagstöcke und Wasserwerfer gegen Demonstranten: Bei einer Kundgebung für den Erhalt des linken Kulturzentrums «Rote Flora» hat es am Samstag in Hamburg die schwersten Krawalle seit Jahren gegeben. Die Polizei löste die Demonstration daraufhin auf.
Bis in den Abend hinein kam es im Stadtteil St. Pauli trotzdem immer wieder zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Einsatzkräften. Über 70 Polizisten wurden verletzt.
Zehn von ihnen mussten nach Angaben einer Sprecherin ihren Einsatz daraufhin beenden. Ein Polizist wurde durch einen Steinwurf so schwer verletzt, dass er bewusstlos ins Spital gebracht werden musste. Genauere Angaben zur Zahl der verletzten Demonstranten und der Festgenommenen gab es zunächst nicht.
Nach Einschätzung der Polizei waren unter den 7300 Demonstranten rund 4500 aus dem linksextremistischen Spektrum – viele davon gewaltbereit. Die Veranstalter sprachen von mehr als 10’000 Teilnehmern. Die Polizei hatte mit Ausschreitungen gerechnet und war mit einem Grossaufgebot von mehr als 2000 Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz.
Polizeieinsatz kritisiert
Die Situation eskalierte schon kurz nach Beginn der Demonstration am Nachmittag, als in unmittelbarer Nähe des besetzten Kulturzentrums «Rote Flora» Randalierer aus dem sogenannten Schwarzen Block Einsatzkräfte attackierten. Diese stoppten daraufhin den Demonstrationszug und setzten Wasserwerfer ein.
Die Organisatoren kritisierten ihrerseits einen «massiven Einsatz von Schlagstöcken, Pfefferspray und Wasserwerfern» und warfen der Polizei vor, den Protestzug von Anfang an bewusst gestoppt zu haben. Dies stelle den skandalösen Versuch dar, die politische Auseinandersetzung um die «Rote Flora» und das Bleiberecht von Flüchtlingen hinter Rauchschwaden und Wasserwerfern unsichtbar zu machen, hiess es in einer Erklärung.
Wegen der Krawalle löste die Polizei die Demonstration kurzfristig auf. «Es hat von Anfang an eine aggressive Grundstimmung geherrscht, wir sind massiv angegriffen worden», begründete Polizeisprecher Mirko Streiber den Schritt.
Nach der Auflösung der Demonstration zogen die Randalierer in Gruppen in Richtung Reeperbahn weiter und lieferten sich ein «Katz-und-Maus»-Spiel mit der Polizei.