Protestierende Wanderarbeiter haben in Singapur die schwersten gewaltsamen Auseinandersetzungen seit mehr als vier Jahrzehnten verursacht. Rund 400 Personen lieferten sich Strassenschlachten mit der Polizei und zündeten mehrere Fahrzeuge an.
Nach Behördenangaben beteiligten sich ausschliesslich ausländische Arbeiter an den Ausschreitungen in der Nacht zum Montag. Rund 40 Sicherheitskräfte wurden verletzt und zwei Dutzend Fahrzeuge beschädigt oder angezündet. Die Polizei meldete 27 Festnahmen.
Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod eines indischen Bauarbeiters, der von einem Kleinbus überfahren worden war. In Videos, die im Internet veröffentlicht wurden, waren aufgebrachte Leute zu sehen, die die Scheiben des Busses einschlugen, unter dem der 33-Jährige eingequetscht war.
Wie es nach dem Unfall zu den Ausschreitungen kommen konnte, war nach Angaben des Verkehrsministeriums zunächst unklar. Allerdings habe Alkohol «möglicherweise dazu beigetragen». Ein Anwohner berichtete, die aufgebrachten Arbeiter seien «eindeutig betrunken» gewesen.
Ministerpräsident Lee Hsien Loong sprach von einem sehr schwerwiegenden Vorfall. «Wir werden keine Mühe scheuen, um die Schuldigen zu identifizieren und sie die volle Härte des Gesetzes spüren zu lassen.» Den Randalierern drohen Haft- und Prügelstrafen.
In Singapur unterliegt das öffentliche Leben strikten Kontrollen, selbst geringfügige Vergehen können mit harten Strafen geahndet werden. Revolten gegen die Sicherheitskräfte sind äusserst selten. Ähnliche Ausschreitungen wie nun gab es zuletzt im Jahr 1969, als ethnische Unruhen den Stadtstaat erschütterten und zu einer drastischen Verschärfung des Demonstrationsrechts führten.