Beim schweren Lawinenunglück am Montblanc-Massiv sind insgesamt neun Bergsteiger getötet worden. Darunter befand sich auch ein Schweizer. Ein weiterer schwer verletzter Schweizer wurde ins Wallis geflogen.
Dies teilte die Präfektur der Haute-Savoie mit. Der Schwerverletzte sei nach Sitten überflogen worden.
Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigte am Nachmittag den Tod des Schweizer Bürgers. Zudem sei ein Verletzter in die Schweiz gebracht worden. Von weiteren Schweizer Toten oder Verletzten ist gemäss EDA nichts bekannt.
Laut Richard Bortis, dem Chef der Bergführer in Fiesch VS, war ein Bergführer aus der Oberwalliser Gemeinde unter den Verletzten, wie er dem Westschweizer Fernsehen RTS sagte.
Eine Lawine hatte am Donnerstagmorgen zwei internationale Seilschaften mitgerissen. Wie die Präfektur der Region Haute-Savoie mitteilte, wurden unter den Toten neben dem Schweizer auch drei Deutsche, drei Briten und zwei Spanier identifiziert. Über die Nationalität der Opfer hatte es zunächst widersprüchliche Angaben gegeben.
Insgesamt ein Dutzend Menschen wurden mit Verletzungen in Spitäler gebracht, wie die Präfektur am Abend präzisierte. Zunächst war von 15 Verletzten die Rede gewesen. Zwei Menschen überlebten das Unglück unversehrt. Auch Franzosen, Dänen und Serben sollen an der Tour teilgenommen haben. Das Unglück gilt als das schlimmste seit Jahren.
„Verfluchter Berg“
Mehrere Opfer hatten nach bisherigen Erkenntnissen auf 3600 Metern in einer Berghütte übernachtet und sich dann am sehr frühen Morgen auf den Weg gemacht. Nach Angaben der französischen Behörden ereignete sich die Tragödie auf rund 4000 Metern Höhe am Mont Maudit – zu deutsch „verfluchter Berg“. Dieser gilt als einer der beliebtesten Aufstiege zum Montblanc.
Alarmiert wurden die Retter am frühen Morgen von einem der Verletzten. Die Behörden leiteten einen Grosseinsatz ein. Die Rettungskräfte durchkämmten mit Lawinensuchhunden den Unglücksort, zwei Helikopter und zahlreiche freiwillige Helfer waren im Einsatz.
Am Abend zeigte sich, dass insgesamt vier zunächst noch vermisste Bergsteiger am Leben und wohlauf waren. Zwei hatten eine andere Route gewählt und zwei auf die Tour verzichtet, wie die Gendarmerie der Nachrichtenagentur AFP mitteilte.
Keine Lawinenwarnung
Nach Angaben der Präfektur hatte sich ein 40 Zentimeter dicker Eisblock gelöst und war den Hang hinabgerutscht, wodurch ein zwei Meter dickes und 50 Meter langes Schneebrett entstanden sei. Bergsteiger hatten bereits in den vergangenen Tagen von Schneebrettern berichtet. Der französische Wetterdienst hatte aber keine Lawinenwarnung gegeben.
In den letzten Tagen wehte im Montblanc-Massiv ein starker Wind von bis zu hundert Stundenkilometern, dieser könnte die Schneedecke instabil gemacht haben. Frankreichs Innenminister Manuel Valls kündigte vor laufenden Fernsehkameras in Chamonix eine Untersuchung an.