Die Aufräumarbeiten nach dem Zugunglück im bayrischen Bad Aibling kommen nur langsam voran. Auch die Ermittlungen nach der Ursache der verheerenden Kollision sind noch lange nicht am Ende.
Während die Experten am Donnerstag Signale untersuchen, Beteiligte befragen und die Wracks auseinanderzogen, steht für die Betroffenen die psychische Bewältigung der Katastrophe im Vordergrund.
Der Betreiber der betroffenen Mangfalltalbahn rief für Donnerstagmittag um 12.00 Uhr zu einer Schweigeminute auf. In allen Bahnen und Bussen des französischen Mutterkonzern Transdev und seinen Tochterunternehmen weltweit sollte innegehalten werden. Für das Wochenende ist in Bad Aibling zudem ein ökumenischer Gottesdienst geplant, ein weiterer speziell für die Rettungskräfte soll folgen.
Gefährliche Aufräumarbeiten
Die Fachleute arbeiten derweil mit schwerem Gerät an der Bergung der Zugwracks. Am Donnerstag zogen sie fünf noch fahrfähige Waggons zu den jeweils nächstgelegenen Bahnhöfen. Die Arbeiten sollen nach Angaben der Deutschen Bahn spätestens am Sonntag abgeschlossen werden.
Den dritten, noch vermissten Fahrtenschreiber konnten die Beteiligten zunächst nicht finden. «Es geht sehr langsam voran, weil es sehr schwierig ist, diese beiden ineinander verkeilten Zuggarnituren voneinander zu trennen», erläuterte ein Polizeisprecher.
Die Arbeiten sind nicht ungefährlich: Es sei viel Energie im Metall gespeichert, sagte der Sprecher. «Und wenn die Wracks auseinandergezogen werden, könnte es sein, dass ein Metallteil wie ein Pfeil weggeschleudert wird.»
Die Aufräumarbeiten werden auch dadurch erschwert, dass die Unglücksstelle in einem Waldstück an einer Hangkante liegt, die steil zu einem Kanal abbricht.
Ursache noch unbekannt
Die Frage nach der Ursache stand für viele auch am Donnerstag im Mittelpunkt. Ergebnisse gab es aber noch keine. «Wir haben zwei Komponenten, in denen wir ermitteln: Die technische Seite und die menschliche Seite», erläuterte ein Polizeisprecher.
Derzeit würden die Signalanlagen untersucht und die zwei bereits gefundenen Blackboxes ausgewertet. «Wenn man zu dem Ergebnis käme, dass es keine Hinweise auf technisches Versagen gäbe, würde man die Ermittlungen eher auf die menschliche Seite richten.» Doch derzeit gebe es noch keine Hinweise, in welche Richtung sich der Fokus verschieben werde.
Letzter Verstorbener identifiziert
Zwei Tage nach dem Unglück auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim kämpfte einer der Schwerverletzten am Donnerstag um sein Leben. Er sei in einem «sehr, sehr schlechten Zustand», hiess es. Die Bayerische Oberlandbahn bestätigte, dass sich neben den beiden Lokführern und einem Lehr-Lokführer noch ein weiterer Mitarbeiter in den Zügen befunden habe.
Derweil wurde das zuvor noch nicht bekannte zehnte Todesopfer identifiziert. Die Polizei aktualisierte zudem die Zahl der Verletzten: Demnach gibt es 21 Schwerverletzte und 62 Leichtverletzte. Die neun weiteren Todesopfer sind Männer aus der Region im Alter von 24 bis 60 Jahren.