Heute Abend erfolgt der Start zur Gruppenphase in der Champions League. Die Gruppe D mit Manchester City, Juventus Turin, Sevilla und Borussia Mönchengladbach bildet die unbestrittene Hammergruppe.
Gleich zweimal in jüngster Zeit hat sich der Zufall eingemischt. Zuerst bei der Gruppenauslosung. Die 32 Mannschaften der Champions League 2015/16 stammen aus 17 Ländern. Die Wahrscheinlichkeit, dass aus den nach den Klubkoeffizienten zusammengestellten Lostöpfen eine Gruppe mit je einem Vertreter der grössten, mächtigsten und erfolgreichsten vier Verbände (England, Spanien, Deutschland, Italien) gezogen würde, war sehr gering. Es ist aber eingetroffen.
Champions-League-Vertreter dieser Ligen spielen üblicherweise in ihrer jeweiligen Meisterschaft an der Spitze mit. Es ist wohl ebenso ein statistischer Zufall, dass gerade drei dieser vier Mannschaften beim Saisonbeginn nur schwer oder überhaupt nicht in die Gänge gekommen sind. Die Hammergruppe ist also in gewisser Weise auch eine Ansammlung von Verlierern.
Die Ausnahme ist Manchester City. Die Citizens sind mit dem Punktemaximum aus fünf Spielen gestartet. Der Gegenpart ist Borussia Mönchengladbach mit vier Niederlagen. Juventus, Finalist der letzten Champions League, und der Europa-League-Gewinner FC Sevilla sind mit einem respektive zwei Punkten aus je drei Spielen nicht viel schneller aus den Startpflöcken gekommen. Von allen Champions-League-Teams aus den grossen vier Ligen ist nur Chelsea, das erst am Mittwoch (daheim gegen Basels Bezwinger Maccabi Tel-Aviv) spielt, ähnlich schwach gestartet. Die Mannschaft von José Mourinho beklagt mit vier Punkten aus fünf Partien ihren schwächsten Meisterschaftsstart seit 1986.
So hat die Champions League für die drei Patienten der Hammergruppe zuerst einmal den Zweck, überhaupt die Form zu finden. An eine Kür, an eine Gala ist nicht zu denken. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl drückt es so aus: «Jetzt haben wir Champions League und können uns gar nicht darauf freuen. Wir brauchen sie, um wieder Stabilität zu bekommen.»
Schwere Zeiten für Favre
Die Borussia tritt bei Europa-League-Gewinner Sevilla an, und dies unmittelbar nach der bitteren 0:3-Heimniederlage gegen den bescheidenen Hamburger SV. Nach all dem Grossartigen, das er seit Anfang 2011 für den Klub und für die Mannschaft geleistet hat, bekommt Trainer Lucien Favre von der Führungsetage jeden Rückhalt. Dennoch steht er unter einem grossen Druck. Für das Spiel in Andalusien ist schon die richtige Mannschaftsaufstellung eine Knacknuss. Schlüsselspieler Granit Xhaka ist gesperrt, die verletzten Grössen Martin Stranzl und Patrick Hermann stehen ebenfalls nicht zur Verfügung. Favre kann nicht anders, als weiter um Geduld zu bitten: «Es wird einige Zeit dauern, bis wir die Stabilität und die richtige Mischung finden.»
Sevilla und Mönchengladbach waren erst im Februar, in der Europa League, aufeinandergetroffen. Die Deutschen schieden mit 0:1 und 2:3 aus, obwohl sie damals in der Bundesliga eine starke Phase hatten und kaum ein Spiel verloren. Beim FC Sevilla dieser Saison ist der Wechsel auf den Sturmpositionen markant. Die neuen Angreifer im Team von Trainer Unai Emery sind der Spanier Fernando Llorente (von Juventus gekommen) und der Italiener Ciro Immobile (von Dortmund gekommen).
Eindeutig in der besten Position scheint Manchester City zu sein. Mit dem noch einmal verbesserten, hochwertigen Kader – Neuzugang Kevin De Bruyne wurde am Samstag beim 1:0-Auswärtssieg gegen Crystal Palace am Anfang auf der Bank gelassen – scheint die Mannschaft von Trainer Manuel Pellegrini vor dem heutigen Auftakt daheim gegen Juventus befähigt zu sein, die Misere in der Königsklasse zu beenden. In den letzten vier Saisons schied die City je zweimal in der Gruppe und in den Achtelfinals aus.
Für die Juve wird die Aufgabe in Manchester noch umso schwieriger, als der wichtige Mittelfeldspieler Claudio Marchisio wegen einer am Samstag zugezogenen Muskelverletzung voraussichtlich vier Wochen ausfällt. Marchisio hat eben erst eine Verletzung auskuriert. Ebenfalls verletzt ist der deutsche Neuzugang Sami Khedira.
Wolfsburgs zweiter Anlauf
Die «Schweizer Filiale» Wolfsburg steigt in ihr zweites Abenteuer in der Königsklasse, in das erste nach der Meistersaison vor sechs Jahren. Captain Diego Benaglio ist nebst Verteidiger Marcel Schäfer der einzige Wolfsburger, der schon seinerzeit in der Champions League dabei war. Er wagt einen Vergleich: «Damals waren wir zwar Meister, es kam aber aus dem Nichts. Jetzt haben wir uns über zwei, drei Jahre entwickelt.» Beim heutigen Auftakt spielt Wolfsburg daheim gegen ZSKA Moskau, vor dem Trainer Dieter Hecking jeden Respekt zeigt: «Das ist eine Mannschaft, die man nicht mit links schlägt.»
Von den europäischen Topteams stehen heute auch Real Madrid und Paris St-Germain in der Gruppe A im Einsatz. Sie beginnen mit Heimspielen gegen Schachtjor Donezk beziehungsweise Malmö.