Es gibt Mega-Stars, von denen könnte ich nicht eine einzige Melodie summen. Von den meisten möchte ich mir auch lieber keine einzige Zeile merken. Dann taucht da ein Megastar auf, der mir, damals, 1971, entgangen ist, wie fast allen, sogar sich selbst! Sixto Rodriguez. Der Star, der nicht wusste dass er einer war.
Am nächsten Donnerstag, am. 20.12 ist die Filmcrew von «Searching for Sugar Man», im Atelier, und erzählt von der bemerkenswerten Geschichte des Sixto Rodriguez an einer Vorpremière. Wenn Sie schon was vorhaben, können Sie es immer noch absagen. Ein Tag vor dem prognostizierten Untergang sollten sie sich das gönnen. Sie wollen doch nicht das Beste verpasst haben, wenn sie im Maya-Himmel ankommen! Wer weiss, ob sie da Sixto antreffen?
Rodriguez selbst wusste lange Zeit nichts davon, dass er ein Megastar war, nicht in seinem Heimatland USA, auch nicht im Rest der Welt, sondern in – Südafrika. Nach zwei veröffentlichten Alben-Flops in den USA lebte er als Handlanger in Detroit, nichtsahndend, dass seine Lieder ausgerechnet während der Apartheid über eine Schwarzpressung (!) zu Hoffnungsträgern der südafrikanischen Jugend wurden!
Vergessen vom Rest der Welt, lebte er ein Leben als Abrissarbeiter, ernährte eine Familie, und griff nur noch selten zur Klampfe, während seine Fans rätselten, wer er wohl sei, wie er lebt, ja, es ging in Südafrika sogar das Gerücht, Sixto Rodriguez habe sich in einem seiner Konzert-Flops vor dem Publikum erschossen.
Se non e vero, e ben trovato
Wer diese Geschichte erfinden wollte, müsste sich in die Reihe der grossen Hollywood Musikfilme über Legenden reihen. Da weilt einer unter den Göttern der Musikwelt. Doch die Musikwelt macht sich mit dem göttlichen Erlös aus dem Staub: Diese Geschichte musste sich keiner einfallen lassen. Diese Geschichte diktierte die Wirklichkeit: Es musste sich nur endlich einer aufmachen, diese Geschichte zu enthüllen.
Das hat nun der schwedische Regisseur Malik Bendejelloul getan. Er tut das, was guter Dokumentarfilm kann: Die Wirklichkeit schöpferisch interpretieren. Er führt uns eine Ungeheuerlichkeit dramaturgisch geschickt vor Augen. Spannend wie ein Krimi. Ein herzerfrischender Glücksfall!
Doch, was soll ich weiter schwärmen? Hören Sie doch erst einmal an, wie verschämt der Wiederentdeckte versucht, sich an der Öffentlichkeit zurechtzufinden:
Und so klang es, als wir es 1971 verpasst haben.
Ein plotorientiertes Dokument der Wirklichkeit
Dokumentarfilme haben die wunderbare Eigenschaft, dass sie uns in jene verborgenen Winkel der Welt führen können, in die das Rampenlicht nicht reicht. Dieser Film kann aber noch mehr: Er kann einem Künstler nahe kommen, der kaum Nähe zulässt. Selten hat man einem derart eitelkeitsfreien Künstler auf die Spur kommen dürfen. Ganz nebenbei rollt «Searching for Sugar Man» noch ein Stück südafrikanische Geschichte auf, und – wir dürfen einen Künstler entdecken, für den schon Millionen schwärmten, ehe die Musik-Industrie ihn für sich vereinnahmt hatte.
Ein Kinobesuch mit Gefahren
Achten Sie bloss darauf, wenn Sie ins Kino gehen, dass die Plattenläden danach noch offen sind. Sie werden nach dem Film nämlich unweigerlich das Bedürfnis verspüren eine CD zu kaufen. Oder wenigstens sollten sie rasch an einen Computer kommen. Ein Download wird sich nicht vermeiden lassen.
Wir wollen nicht mehr Worte verlieren – ausser diesen hier: Der Text zum Song, den sie bald mitsummen werden …
SUGAR MAN
Sugar man, won’t you hurry
‚Cos I’m tired of these scenes
For a blue coin won’t you bring back
All those colors to my dreams
Silver magic ships you carry
Jumpers, coke, sweet Mary Jane
Sugar man met a false friend
On a lonely dusty road
Lost my heart when I found it
It had turned to dead black coal
Silver magic ships you carry
Jumpers, coke, sweet Mary Jane
Sugar man you’re the answer
That makes my questions disappear
Sugar man ‚cos I’m weary
Of those double games I hear
Sugar man, Sugar man, Sugar man, Sugar man,
Sugar man, Sugar man, Sugar man
Sugar man, won’t you hurry
‚Cos I’m tired of these scenes
For the blue coin won’t you bring back
All those colors to my dreams
Silver magic ships you carry
Jumpers, coke, sweet Mary Jane
Sugar man met a false friend
On a lonely dusty road
Lost my heart when I found it
It had turned to dead black coal
Silver magic ships you carry
Jumpers, coke, sweet Mary Jane
Sugar man you’re the answer
That makes my questions disappear
Gut. Und gleich noch einmal zum mitlesen.
RICH FOLKS HOAX
The moon is hanging in the purple sky
Baby’s sleeping while its mother sighs
Talking ‚bout the rich folks
Rich folks have the same jokes
And they park in basic places
The priest is preaching from a shallow grave
He counts his money, then he paints you saved
Talking to the young folks
Young folks share the same jokes
But they meet in older places
So don’t tell me about your success
Nor your recipes for my happiness
Smoke in bed
I never could digest
Those illusions you claim to have going
The sun is shining, as it’s always done
Coffin dust is the fate of everyone
Talking ‚bout the rich folks
The poor create the rich hoax
And only late breast-fed fools believe it
So don’t tell me about your success
Nor your recipes for my happiness
Smoke in bed
I never could digest
Those illusions you claim to have going