Sechs Monate nach Gazakrieg schlagen Hilfsorganisationen Alarm

Auf den Tag genau sechs Monate nach dem Ende des Gazakrieges haben rund 30 internationale Hilfsorganisationen Alarm geschlagen. Der Wiederaufbau in dem Palästinensergebiet kommt ihren Angaben zufolge nicht voran.

Nur ein kleiner Teil der versprochenen Hilfsgelder wurde ausgezahlt (Bild: sda)

Auf den Tag genau sechs Monate nach dem Ende des Gazakrieges haben rund 30 internationale Hilfsorganisationen Alarm geschlagen. Der Wiederaufbau in dem Palästinensergebiet kommt ihren Angaben zufolge nicht voran.

Rund 100’000 Palästinenser konnten immer noch nicht in eigene Wohnungen zurückkehren, viele lebten in diesem Winter unter erbärmlichen Bedingungen in Schulen oder anderen Notlagern, hiess es am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung, die auch von mehreren UNO-Organisationen unterzeichnet wurde.

Die israelischen Beschränkungen bei der Einfuhr von Baustoffen hielten an, «die schon zuvor schwierigen Lebensbedingungen für die Menschen haben sich weiter verschlechtert».

Der Gazastreifen war 50 Tage lang Schauplatz eines kriegerischen Konflikts radikaler Palästinensergruppen mit den israelischen Streitkräften, bis am 26. August eine unbefristete Waffenruhe erreicht wurde. Fast 2200 palästinensische Tote und 73 Tote auf israelischer Seite sowie die Zerstörung von rund 100’000 Wohnungen in dem isolierten Küstengebiet waren die Folge. Zehntausende Menschen leben noch immer in Notunterkünften, andere bei Verwandten.

In 14 Schulgebäuden der UNO sind nach deren Angaben weiterhin 13’000 Menschen untergebracht. Auch mangelnde Energieversorgung mache den Bewohnern des Gazastreifens zu schaffen. «An manchen Tagen fällt der Strom 18 Stunden lang aus», hiess es in der Erklärung.

Zugesagte Gelder zahlen

Die Organisationen drängen darauf, dass die internationale Staatengemeinschaft ihre bei einer Geberkonferenz in Kairo gemachte Zusage einhält, 5,4 Milliarden Dollar für die Palästinenser bereit zu stellen. Nur ein kleiner Teil der Gelder wurde seitdem ausgezahlt.

Ende Januar musste das UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge deshalb die Auszahlung von Mitteln an Bedürftige einstellen, die zur Finanzierung von Reparaturen oder zur Anmietung von Ersatzwohnraum dienten.

Israel hat die fortgesetzten Beschränkungen für die Ausfuhr von Baustoffen in den Gazastreifen mit dem Risiko begründet, dass die radikalislamische Hamas sie zum Bau neuer Angriffstunnel und Raketen nutzen könnte. Aus dem gleichen Grund blockiert Ägypten seinen Grenzabschnitt zu dem Palästinensergebiet.

Konfliktursachen angehen

Kontrollmechanismen, die eine zentrale Rolle der von gemässigten Kräften dominierten Palästinensischen Autonomiebehörde vorsehen, kamen nicht zustande. Dies liegt an der zögerlichen Umsetzung eines Versöhnungsabkommens zwischen den Palästinensergruppen, die eine Machtübergabe der den Gazastreifen beherrschenden radikalen Hamas an die aus parteilosen Fachministern gebildete Konsensregierung vorsah.

Die Hilfsorganisationen warnten nun vor der wachsenden Gefahr einer erneuten Eskalation. Ein Wiederaufbrechen der Feindseligkeiten sei unvermeidbar, falls keinerlei Fortschritt erzielt werde und wenn keine Lösung für die grundlegenden Ursachen des Konflikts vorgeschlagen werde, heisst es in der gemeinsamen Erklärung.

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