Ein seit 20 Jahren flüchtiger sizilianischer Mafiaboss ist am Freitagabend in Uxbridge, westlich von London, erneut hinter Gitter gewandert. Er war letzten August in London festgenommen und vergangene Woche von der britischen Justiz auf freien Fuss gesetzt worden.
Die neuerlich Festnahme erfolgte aufgrund eines von Italien erlassenen internationalen Haftbefehls. Der 65-jährige Domenico Rancadore gilt als einer der gefährlichsten Straftäter und war in Italien unter anderem wegen Erpressung zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. In London leitete er ein Reisebüro. Dort lebte er seit fast 20 Jahren unerkannt unter dem Mädchennamen seiner Frau.
Der in Abwesenheit verurteilte Rancadore war nach seiner Festnahme im August nicht nach Italien ausgeliefert worden. Ein britisches Gericht hatte im März unter Verweis auf ein Urteil des übergeordneten Verwaltungsgerichts in einem ähnlich gelagerten Fall beschlossen, dass er nicht ausgeliefert werden solle. Das Gericht hatte die Haftbedingungen in Italien kritisiert.
In der Anhörung zum Fall Rancadore, der an Herzproblemen leidet, hatte ein italienischer Gefängnisexperte ausgesagt. Patrizio Gonnella erklärte, die Haftanstalten in Italien zählten zu den überfülltesten Europas. Die Gesundheit der Insassen sicherzustellen sei das „grösste Problem“. Italien legte Berufung dagegen ein.