Seit zwei Jahren ordnet Heidi Diethelm Gerber dem Ziel Olympia-Final alles unter. Die Schützin ist Profi, ehrgeizig und fokussiert.
«Die grösste Herausforderung bin ich selber». Was nach harter Eigenkritik tönt, gehört für die Ostschweizerin «zum guten Ton»: Sich mit den eigenen Leistungen auseinanderzusetzen, mental noch stärker zu werden und noch konzentrierter abdrücken zu können.
Diethelm Gerber hat die Lehren von London 2012 gezogen, als sie mit der Luftpistole über 10 Meter und der Sportpistole über 25 Meter den Finaleinzug verpasste. Die Nervosität sei nicht mehr so ausgeprägt. «Und ich stand in den letzten drei Jahren regelmässig im Final. Der 1. Platz an den European Games mit dem Erreichen des Olympia-Quotenplatzes hat mir Sicherheit verliehen.»
Seit zwei Jahren setzt Gerber Diethelm voll auf die Karte Schiessen – und damit auf eine Sportart, mit der sie als Kind nie etwas zu tun gehabt hatte. Die 47-jährige Thurgauerin kam erst vor 15 Jahren zum Schiessen, seit acht Jahren gehört sie zur Weltelite. «Das ist im Vergleich mit anderen Medaillenkandidaten wenig Erfahrung. Aber ein bisschen bin ich schon stolz, dass es so schnell vorwärts gegangen ist.»
Diethelm Gerber macht sich vor ihren zweiten Olympischen Spielen bewusst etwas Druck. Sie findet, Trainings unter schwierigen Bedingungen helfen ihr mehr. Sie weiss um die Gefährlichkeit von Routine. «Es geht um die Kontrolle der Gedanken.» Sie ist sich bewusst, «dass es auch schiefgehen kann». Aber: «Ich stelle mir schon vor, dass ich vorne mitmische.» Vor allem in ihrer Paradedisziplin über 25 Meter mit der Sportpistole wäre für Diethelm Gerber alles andere als eine Finalqualifikation eine Enttäuschung.
Neben der Teamseniorin starten in Rio de Janeiro drei Schweizer Olympia-Debütanten. Die Innerschweizerin Nina Christen schiesst mit dem Luftgewehr über 10 m und dem Gewehr 50 m 3-Stellung, die hoffnungsvolle Bernerin Sarah Hornung über 10 m Luftgewehr. Der Solothurner Jan Lochbihler absolviert mit dem Gewehr den 50-m-Dreistellungsmatch und die selbe Distanz zudem liegend. Das maximal 24 Jahre alte Trio hat eine Finalqualifikation als vorsichtige Zielsetzung ausgegeben.