Selbstjustiz in Liechtenstein: Ex-Fondsmanager erschiesst Banker

Ein Fall von Selbstjustiz hat am Montag das Fürstentum Liechtenstein erschüttert. Ein 48-jähriger Banker wurde in der Tiefgarage einer Bank in Balzers erschossen. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter in den Rhein sprang und Suizid beging.

Der Tatort in der Tiefgarage der Bank Frick in Balzers am Montag (Bild: sda)

Ein Fall von Selbstjustiz hat am Montag das Fürstentum Liechtenstein erschüttert. Ein 48-jähriger Banker wurde in der Tiefgarage einer Bank in Balzers erschossen. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter in den Rhein sprang und Suizid beging.

Die grosse Suchaktion nach dem Täter verlief bis am Montagabend erfolglos. Der Mann war nach der Schussabgabe in der Tiefgarage in der Bank Frick in Balzers nach Norden geflüchtet. Sein Auto und einige persönliche Dokumente wurden in Ruggell gefunden.

Laut Angaben der Liechtensteiner Landespolizei handelt es sich beim Täter um den 58-jährigen ehemaligen Fondsmanager und Erfinder (Tauchcomputer) Jürgen Hermann aus Mauren. Der Mann führt seit Jahren einen erbitterten Feldzug gegen Banken, das politische Establishment im Fürstentum und gegen die Justiz. Das Opfer war der operative Chef seiner früheren Hausbank.

Opfer in die Garage gefolgt

Nach polizeilichen Ermittlungen war der Täter dem Opfer kurz nach 7 Uhr zu Fuss durch das offene Tor der Tiefgarage der Bank Frick in Balzers gefolgt. Die drei Schüsse aus einer Faustfeuerwaffe des Kalibers 9 Millimeter fielen, nachdem das Opfer das Auto parkiert hatte und ausgestiegen war. Gefunden wurde der Tote kurz vor 7.30 Uhr von einem Bankangestellten.

Beim Opfer handelt es sich um den 48-jährigen Direktionsvorsitzenden der Bank Frick & Co. AG in Balzers, Jürgen Frick. Er ist ein Bruder des früheren Liechtensteiner Regierungschefs Mario Frick, welcher der fünfköpfigen Regierung ab 1993 acht Jahre vorstand.

In den Rhein gesprungen?

Das Auto des Täters wurde fünf Stunden später in der Gemeinde Ruggell beim Feuerwehrdepot verlassen aufgefunden. In der Nähe des Rheins entdeckten Polizisten den Reisepass und den Führerausweis des Gesuchten.

Im Reisepass seien handschriftliche Aufzeichnungen mit dem Geständnis der Tat und Abschiedsworte nachzulesen, teilte die Polizei mit.

Die Diensthunde der Polizei hätten eine Spur bis zum Rheinufer verfolgt. Dort stiessen die Suchmannschaften auf ein Kleidungsstück des Täters. Aufgrund der Sachlage und des vorgefundenen Spurenbildes sei ein Suizid des Verdächtigen anzunehmen, schrieb die Polizei.

Auf der Flucht hatte der Täter offenbar seine Homepage aktualisiert. „catch me if you can, dead or alive, reward 200’000’000 CHF“, hiess es dort.

Bank verklagt

Der Täter sah sich selber als „Robin Hood von Liechtenstein“. Das Fürstentum verklagte er vor ein paar Jahren auf 200 Millionen Franken Schadenersatz, angeblich deshalb, weil die Finanzmarktaufsicht seine Gesellschaft und ihre Fonds unter Beobachtung (Monitoring) stellte und dadurch in den Ruin trieb.

Die Bank Frick deckte er mit einer Klage von 33 Millionen Franken ein, und drei ihrer Verwaltungsräte verklagte er auf 10 Millionen Franken.

Der Täter radikalisierte sich in jüngster Zeit immer mehr, zumindest seinen Verlautbarungen nach zu schliessen. Erst letzten Freitag hatte er wieder unter dem Stichwort „Nächster Schlag“ ein Mail verschickt, in dem er den Kleinstaat als „Fürstendumm Scheissenstein“ bezeichnete.

Neue Klage angekündigt

Gleichzeitig kündigte er auf den kommenden 11. April eine neue Klage gegen das Fürstentum vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) an. Er wolle Schadenersatz in der Höhe von 360 Millionen Franken einfordern, schrieb Hermann.

Regierungsmitglieder wurden am Montag angehalten, sich nicht in der Öffentlichkeit zu exponieren wegen einer akuten Gefährdung. Vertagt wurden unter anderem eine interne Präsidiumssitzung des Liechtensteiner Parlaments.

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