Die 800-m-Läuferin Selina Büchel überzeugt beim Diamond-League-Meeting in Eugene. Die 25-jährige Toggenburgerin belegt in 1:59,46 Minuten den 5. Rang.
An den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr hatte Büchel den Final als Neunte knapp verpasst. In Eugene starteten die ersten sieben von Rio de Janeiro, so war es für die zweifache Hallen-Europameisterin quasi ein verspäteter Olympia-Final. Insofern ist die Leistung sehr hoch einzuschätzen. Nach 400 m befand sich Büchel noch ganz hinten im Feld, ehe sie sich bis zur Zielgeraden auf den 5. Platz vorkämpfte und diesen verteidigte. Unmittelbar hinter ihr klassierte sich die kanadische Olympia-Vierte Melissa Bishop.
Büchel lief im Freien zum neunten Mal unter zwei Minuten – so früh wie noch nie in einer Saison. Darauf lässt sich aufbauen, ist ihre Planung doch klar auf die Weltmeisterschaften in London (5. bis 13. August) ausgerichtet. Es scheint, als würde sich das in ihrer Wohnung eingerichtete Höhenzimmer auszahlen.
Büchel musste sich einzig den drei Intersexuellen Caster Semenya (RSA/1:57,78), Margaret Wambui (KEN/1:57,88) und Francine Niyonsaba (BDI/1:59,10) – den ersten drei der Olympischen Spiele – sowie der Äthiopierin Habitam Alemu (1:59,19) geschlagen geben.
Zwei Dreispringer über 18 m
Im Dreisprung der Männer lieferten sich die Amerikaner Christian Taylor und Will Claye einen packenden Zweikampf auf höchstem Niveau. Olympiasieger Taylor hatte im Vorfeld des Wettkampfs gesagt, dass er bei jedem Start an den Weltrekord denke. Mit einem Satz auf 18,11 m fehlten schliesslich «bloss» 18 Zentimeter zur Bestmarke des Briten Jonathan Edwards aus dem Jahr 1995. Nebst Edwards war bisher einzig Taylor selber (18,21) weiter gesprungen. Der Olympia-Zweite Claye rückte mit 18,05 m in der ewigen Bestenliste auf Platz 5 vor. Er ist erst der sechste Athlet, der die magische 18-Meter-Marke übertroffen hat.
Sehr hoch einzuschätzen ist auch die Leistung von Tori Bowie über 200 m. Die amerikanische Olympia-Dritte siegte in 21,77 Sekunden, wobei sie von einem Rückenwind von 1,5 m/s profitierte. In diesem Jahrtausend liefen bloss vier Athletinnen schneller. Bowie liess unter anderen der jamaikanischen Olympiasiegerin Elaine Thompson (3./21,98), der niederländischen Olympia-Zweiten Dafne Schippers (4./22,30) und der Amerikanerin Allyson Felix (5./22,33) keine Chance.
Farah top – Gatlin geschlagen
Im 5000-m-Rennen der Männer war der Brite Mo Farah einmal mehr nicht zu bezwingen. Der vierfache Olympiasieger und fünffache Weltmeister setzte sich dank seiner unnachahmlichen Endschnelligkeit in 13:00,70 Minuten vor dem Äthiopier Yomif Kejelcha (13:01,21) und dem Kenianer Geoffrey Kamworor (13:01,35) durch. Hervorzuheben sind auch die 2,03 der Hochspringerin Maria Lasitskene (zuvor Kutschina), die unter neutraler Fahne starten darf. Für weitere Jahresweltbestleistungen verantwortlich zeichneten der Brasilianer Thiago André über eine Meile (3:51,99), der Jamaikaner Omar McLeod über 110 m Hürden (13,01) sowie die Amerikanerin Ashley Spencer über 400 m Hürden (53,38).
Im Sprint der Männer gewann überraschend der 23-jährige Amerikaner Ronnie Baker. Die 9,86 Sekunden sind allerdings keine Jahresweltbestmarke, da ein zu starker Rückenwind (2,4 m/s) blies. Noch nicht in Form ist der amerikanische Olympia-Zweite Justin Gatlin, der in 9,97 Sekunden lediglich Fünfter wurde.