Stürze fordern in der Schweiz jährlich etwa fünfmal mehr Todesopfer als Verkehrsunfälle. Vor allem Senioren fallen immer häufiger mit tödlichen Folgen hin: Von 100’000 über 90-Jährigen sterben fast 800 durch einen Sturz. Doch die Betagten schätzen die Gefahr falsch ein.
Dies geht aus der Unfallstatistik «Status 2014» der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu hervor. Demnach starben 2011 1483 Personen nach einem Sturz zuhause, weitere 15’820 wurden schwer verletzt oder invalid.
Die Zahl der Verkehrs- und Sportopfer scheint im Vergleich gering: Jährlich verlieren rund 300 Menschen ihr Leben auf der Strasse, und etwa 140 sterben beim Sport. Für das Jahr 2006 weist die bfu noch 1185 tödliche Stürze aus.
Vor allem für hochbetagte Seniorinnen und Senioren enden Stürze oft tödlich. Von 100’000 Einwohnern im Alter von über 90 Jahren sterben 758 durch einen Sturz. Zum Vergleich: Bei den 71- bis 80-Jährigen sind es 41.
Rutschen, stolpern, straucheln
Ein grosser Teil der Unfälle geschieht nicht etwa auf Treppen oder Leitern, sondern auf der gleichen Ebene – die Rentner stolpern oder rutschen aus. Am häufigsten fallen sie in Wohn- und Schlafzimmer hin, gefolgt von Garten und Schwimmbad. Dabei können Teppichränder, Türschwellen und Kabel zu tödlichen Fallen werden.
Die meisten Unfälle führen nicht unmittelbar zum Tod, wie bfu-Sprecher Daniel Menna auf Anfrage mitteilte. Oft ziehen sich die Senioren Brüche zu und werden ins Spital eingeliefert, wo sie an den Folgen des Sturzes sterben.
Brüche an Becken und Hüfte
Eine frühere Auswertung der Beratungsstelle zeigt, dass Brüche an Becken, Hüfte und Handgelenken zu den schwersten Verletzungen gehören. Auch Kopfverletzungen, Muskelzerrungen und Platzwunden kommen häufig vor.
Doch die Gefahr scheint vielen nicht bewusst zu sein. Die bfu hat im März beim Link-Institut eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Das Resultat zeigt, dass nur 15 Prozent der befragten über 75-Jährigen glauben, Stürze würden sehr oft zu Verletzungen führen, die medizinisch behandelt werden müssen.
Die bfu spricht von «einer der grossen Herausforderungen für die Unfallprävention», da der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung stetig steigt. Sie hat dazu eigens Präventionsmassnahmen ins Leben gerufen, die unter anderem auf das Trainieren von Kraft und Gleichgewicht setzen.