Gold für Giulia Steingruber! Die 21-jährige Ostschweizerin holt an den Europameisterschaften in Montpellier als erste Schweizerin überhaupt sensationell den EM-Titel im Mehrkampf.
Steingruber zeigte in der Arena in Montpellier eine fantastische Leistung und holte mit 57,873 Punkten am Ende letztlich überlegen die Goldmedaille. Sie siegte mit mehr als 0,7 Punkten Vorsprung vor der erst 16-jährigen Russin Maria Charenkowa, der Qualifikationsbesten vom Mittwoch, und trat damit die Nachfolge von Aliya Mustafina (Russ) an, die in Montpellier wegen Rückenproblemen fehlte. Bronze ging an die Britin Elissa Downie. Jessica Diacci belegte bei ihrer Final-Premiere nach einem durchzogenen Wettkampf Platz 21.
Für Steingruber war es nach zweimal Gold am Sprung (2013/2014) und je einmal Bronze am Sprung (2012) und am Boden (2014) die fünfte EM-Medaille. Sie ist die erste Mehrkampf-Europameisterin und erst die zweite Schweizerin überhaupt, die an internationalen Titelkämpfen eine Medaille im Mehrkampf gewinnen konnte. Ariella Kaeslin hatte 2009 in Mailand mit Bronze für die erste weibliche Schweizer Mehrkampfmedaille der Geschichte gesorgt. Steingruber selbst hatte an ihren vorherigen EM-Teilnahmen 2011 in Berlin Platz 9 und zwei Jahre später in Moskau Platz 4 belegt.
Steingruber zeigte sich im Vergleich zur Qualifikation noch einmal verbessert und lieferte eine nahezu perfekten Wettkampf ab. Bereits der Auftakt in den Final war der Gossauerin hervorragend geglückt. Am Schwebebalken, wo sie in der Qualifikation noch gestürzt war, setzte sie mit einem fehlerfreien Vortrag und 14,375 Punkten gleich eine erste Marke. Auch am Boden wusste sie sich im Vergleich zur Qualifikation noch einmal zu steigern, ehe sie am Sprung den Tschussowitina wie gewohnt ohne Probleme in den Stand brachte. Und auch an ihrem letzten und nominell schwächsten Gerät, dem Stufenbarren, liess sich Steingruber mit Gold vor Augen nicht mehr aus dem Konzept bringen.
Am Wochenende bieten sich Steingruber noch drei weitere Gelegenheiten, ihr Medaillen-Palmares zu erweitern. Am Samstag tritt sie am Sprung, wo sie 2013 und 2014 den Titel gewonnen hat, als haushohe Favoritin an, zudem steht sie auch am Stufenbarren im Final. Am Sonntag hat sie zum Abschluss der Titelkämpfe auch am Boden als Qualifikationsbeste ausgezeichnete Medaillenchancen.