Sepp Blatter war höchstens «ungeschickt»

Fifa-Präsident Sepp Blatter ist im Bericht der Ethikkommission zum ISL-Korruptionsfall im Gegensatz zu seinem Vorgänger Joao Havelange vom Verdacht der Korruption freigesprochen worden.

Blatter hat den Schlussbericht mit Genugtuung zu Kenntnis genommen. (Bild: Si)

Fifa-Präsident Sepp Blatter ist im Bericht der Ethikkommission zum ISL-Korruptionsfall im Gegensatz zu seinem Vorgänger Joao Havelange vom Verdacht der Korruption freigesprochen worden.

Blatter darf aufatmen. «Ich stelle mit Zufriedenheit fest, dass in diesem Bericht bestätigt wird, dass mein Verhalten unter keinerlei Fehlverhalten von Ethikregeln fallen konnte», sagt der Walliser. Blatters Stellungnahme liess nur wenige Minuten auf sich warten nach der Veröffentlichung des Schlussberichts der Ethikkommission zur Bestechungsaffäre um die inzwischen bankrotte Vermarktungsagentur ISL. Blatters Verhalten sei höchstens «ungeschickt» gewesen, heisst es in dem Dokument.

Indes sah es die Kommission unter dem Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert als erwiesen an, dass der ehemalige Fifa-Präsident Havelange, dessen Schwiegersohn Ricardo Teixeira und auch Nicolas Leoz Gelder von der ISL bekommen hatten, «ohne dass erkennbar ist, dass sie in irgendeiner Form eine Gegenleistung erbracht haben». Der automatischen Aberkennung der Ehrenpräsidentschaft kam der 96-jährige Havelange nun zuvor. Per 18. April trat der Brasilianer, der den Weltverband von 1974 bis 1998 geführt hatte, zurück.

Die Fifa hatte vom Dezember 1997 bis Juli 2000 eine Reihe von Verträgen mit dem Medien- und Marketingunternehmen ISL abgeschlossen. Dabei waren dreistellige Millionenbeträge in Schweizer Franken und US-Dollars als Entschädigung für die Fifa vereinbart worden, heisst es im Bericht der Ethikkommission.

Acht Jahre für Exko-Mitglied

Die Ethikkommission der Fifa hat am Dienstag nicht nur Blatter einen Persilschein ausgestellt, sondern auch eine aussergewöhnlich lange Sperre ausgesprochen: Exekutivkomiteemitglied Vernon Manilal Fernando (Sri Lanka), seit 11. März provisorisch aus dem Verkehr gezogen, wurde wegen mehreren Verstösse gegen den Ethikcode für acht Jahre für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fussball gesperrt. Das ist das Ergebnis einer zweitägigen Anhörung in Zürich unter dem Vorsitz des Münchners Hans-Joachim Eckert.

Fernando gehörte seit 2011 der Fifa-Exekutive an. Der 63 Jahre alte Rechtsanwalt führte von 1979 bis 1999 den nationalen Verband Sri Lankas als Präsident und gilt als enger Vertrauter von Blatters einstigem Präsidentschaftsherausforderer Mohamed bin Hammam. Fernando soll den früheren Fifa-Vize-Präsidenten bin Hammam vor zwei Jahren in die Karibik begleitet haben, wo es zu Bestechungen beim Kongress des Kontinentalverbandes gekommen sein soll.

Näher geht die Ethikkommission allerdings nicht auf die Gründe der Sperre ein. «Das Verfahren betrifft eine formelle Ethikklage aufgrund eines Schlussberichts, den der Vorsitzende der Untersuchungskammer beim Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer eingereicht hat. Dieser Bericht ist das Ergebnis eines Untersuchungsverfahrens, das im Oktober 2012 eingeleitet wurde», heisst es lediglich auf der Website der Fifa.

Fernando verlängert die Liste der neu zu bestimmenden Exko-Mitglieder. Die Fifa-Oberen kommen Ende Mai auf Mauritius zusammen, wo beim 63. Kongress des Weltverbandes Reformen zur Abstimmung stehen. (cok)

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