Serben wollen immer zurück. Egal wohin sie in der Welt ausgewandert sind.

Gleich mit seinem ersten Film ist dem jungen serbischen Regisseur Miloš Pušić ein unsentimentales Heimatlied gelungen: Ein Stilleben übers Heimweh zu Hause. Ein Gespräch mit dem Produzenten und Hauptdarsteller Branislav Trifunovic. Er war ein Fan von Ivan Ergic, als er noch Fussballer war. Jetzt ist Ivan Ergic, der Fussballer und Lyriker ein Fan von ihm:  […]

Gleich mit seinem ersten Film ist dem jungen serbischen Regisseur Miloš Pušić ein unsentimentales Heimatlied gelungen: Ein Stilleben übers Heimweh zu Hause. Ein Gespräch mit dem Produzenten und Hauptdarsteller Branislav Trifunovic.

Er war ein Fan von Ivan Ergic, als er noch Fussballer war. Jetzt ist Ivan Ergic, der Fussballer und Lyriker ein Fan von ihm:  Branislav Trifunovic, der Produzent und Hauptdarsteller von «Odumiranje-Withering» ist in der Belgrader Theaterszene ein bekannter Mann. Bei der Première in Basel haben sie sich wieder getroffen. Vor 11 Jahren, als Ivan Ergic beim FCB in Basel spielte, wirkte Branislav in «Dragan und Madlaina» von Kaspar Kasic in der Schweiz. Mit «Odumiranje-Withering» produziert Branislav jetzt ein Stück, das auch erfolgreich auf dem Theater in der Belgrader Szene lief, wo Ergic ein häuf gesehener Gast ist. Branislav Trifunovic, was hat sie bewegt, den Film mit Schweizer Partnern zu produzieren?

Wir wollen zeigen, was Serben dazu brachte, ihre Land zu verlassen. Die Menschen die in die Schweiz gekommen sind, sind hier nicht immer willkommen gewesen. Wir versuchen sie zu verstehen. Wir versuchen nachzuvollziehen. Wir erzählen diese Geschichte, um den vielen, die hierher gekommen sind, ein Gesicht zu geben. Viele Leute sehen hier nur die Einwanderer. Wir wollen die Auswanderer zeigen. Diese Menschen haben viel Gründe auszuwandern. Das fällt niemandem leicht.

Warum diese Geschichte?

Der Autor hat die Geschichte erst auf dem Theater erzählt. Er wollte eine Geschichte der Landbevölkerung schreiben, ohne Schuldzuweisung für alles, was da schief läuft. Diese Menschen haben alle auf ihre Art recht. Sie tun vielleicht nicht das Richtige. Aber sie haben recht. Alle. Jene die bleiben. Jene die gehen.

Nicht alle wandern aus. Einer kehrt auch zurück. Kenntlich ist er als Deutscher. Er trägt einen Hut von dort. Aber er ist ein Rückkehrer.

Wir wollen niemanden dafür verurteilen, wenn er die Enge nicht aushält. Wir wollen aber auch niemanden verurteilen, der bleibt. Wenn die Auswanderer zurück kehren, zeigen sich in ihrer neuen Lebensweise nicht immer von der guten Seite. Sie kehren als Serben zurück. Aber sie wollen jetzt zu den besseren Leuten gehören. Janko muss sein Land dem Heimkehrer verkaufen. Aber Janko und der Heimkehrer geben sich die Hand. In dreissig Jahren gehört er vielleicht selber zu den Heimkehrern.


Das Stück ist ein populäres Theaterstück in Serbien. Sie sind selber ein bekannter Theaterschauspieler in Belgrad. Im Theater sind es dreizehn Szenen. Ein Teil der Schauspielerinnen haben auch in der Theaterinszenierung bereits mitgespielt.

Sie gehören zu den Stars des Theaters in Belgrad. Es ist ein phantastischer Cast. Und natürlich haben wir auch schon eingespielte Schauspielerinnen mit in der Produktion, die schon beim Theater dabei waren.

Ich habe heute das Kino mit jubelnden Secondos erlebt, junge, schweizerdeutsch sprechende Serben. Zum Schluss steht Janko in Zürich. Es könnte einer ihrer Väter sein.

Er steht in Zürich. Ja. Aber Serben kehren zurück. Serbien ist speziell. Es gibt für sie etwas zu Hause, was sie in keinem Land finden. Dusan Spasojevic, der Autor, erzählt hier eine Geschichte wie sie sich – beinahe – wirklich abgespielt hat.

«Odumiranje-Withering» erinnert mich an Pirandello. Er erzählt in seinen Novellen mit einem ähnlichen bitteren Humor.  

Es ist das vertrackte Hinterland. Dort ist das neunzehnte Jahrhundert noch lebendig. Im Guten wie im Schlechten. Die Menschen leben zwar in der Nähe der Grenze. Aber lebten weit weg vom Krieg. Wir haben in einem Gebiet gedreht, wo die Menschen bosnisch reden. Es ist eine unberührte Welt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Während der Dreharbeiten musste ich dafür sorgen, dass die Bewohnerin des Hauses in dem wir drehten, während der Aufnahmen keine Geräusche im Haus machte. Sie ist eine sehr herrische Frau.  Unsere Helferin hat es nicht geschafft, sie ruhig zu stellen. Der Helfer hingegen schon. Er war ein Mann. Ihm hat sie geglaubt. Der Frau nicht.

Eine Männerwelt?

Auch eine versehrte Frauenwelt. Die vieles wiedergibt, was die Secondos in der Schweiz ansprechen wird. Es ist ihre Geschichte. Die ist auch für die Schweizer interessant.

Der Film läuft u.a. in Basel in den Pathé-Kinos

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