Der Freispruch für den kroatischen Ex-General Ante Gotovina durch das UNO-Kriegsverbrechertribunal ist in Serbien auf Empörung gestossen. Mit dem Freispruch von Gotovina und dem mitangeklagten Ex-General Mladen Markac habe das Gericht „jede Glaubwürdigkeit verloren“.
Dies sagte der für die Zusammenarbeit mit dem Tribunal zuständige serbische Minister Rasim Ljajic der Nachrichtenagentur Beta am Freitag. „Die Entscheidung von heute ist ein Beweis für selektive Justiz, die schlimmer ist als Ungerechtigkeit.“
Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic begrüsste dagegen das Urteil. Die Angeklagten seien „offensichtlich unschuldig“, erklärte er. Ihr Freispruch sei „wichtig für Kroatien“.
Gleichzeitig räumte Milanovic ein, dass im Krieg auch auf kroatischer Seite „Fehler“ gemacht worden seien. Dafür sei aber der kroatische Staat verantwortlich „und nicht Markac und Gotovina“.
Überraschender Freispruch
Gotovina war am Freitag vom UNO-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien im Berufungsverfahren überraschend freigesprochen worden. Die Berufungskammer des Tribunals sprach neben Gotovina am Freitag auch den mitangeklagten Ex-General Mladen Markac frei.
Gotovina war Befehlshaber der „Operation Sturm“, bei der kroatische Armeeeinheiten 1995 die von ethnischen Serben kontrollierte Region Krajina eroberten.
Es sei nicht erwiesen, dass die Vertreibung von rund 200’000 Serben am Ende des kroatischen Bürgerkrieges (1991-1995) durch die beiden wichtigsten Offiziere des damaligen Heeres geplant war, sagte der Vorsitzende Richter Theodor Meron zur Begründung. Die beiden 57 Jahre alten Generäle wurden sofort auf freien Fuss gesetzt.
In erster Instanz waren sie vom UNO-Tribunal 2011 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim Vorgehen gegen die serbische Bevölkerung zu 24 und 18 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Jubel in Kroatien
Ganz Kroatien reagierte auf den Freispruch der beiden Generäle mit unbeschreiblichem Jubel. Zehntausende Menschen feierten auf den zentralen Plätzen aller grösseren Städte und lagen sich nach dem Urteil weinend und singend in den Armen.
„Kroatien ist unschuldig“, jubelten auch die Zeitungen. Viele Kroaten sehen Gotovina noch immer als Volksheld.