Basel ist im Takt. Auf fast allen Ebenen operiert der FCB erfolgreich. Vor dem dritten Europa-League-Gruppenspiel gegen Belenenses (19 Uhr) nimmt Sportdirektor Georg Heitz eine Einschätzung vor.
Die messbaren Faktoren lassen kaum Wünsche offen, der Output der Equipe ist beträchtlich. Nur eine von 20 Partien hat der FCB verloren. Das am Rheinknie nicht unerhebliche Entertainment ist selbst für gehobene Basler Verhältnisse überdurchschnittlich gut, 51:20 Tore werten die Bilanz zusätzlich auf.
Kurzum: Die Grössenordnung stimmt, das überraschende und kostspielige Out im Champions-League-Playoff hat auch im anspruchsvollen Umfeld keine tiefgreifenden Irritationen ausgelöst. Nach einem Drittel des Pensums und vor dem sonntäglichen Gipfel gegen die Young Boys steht der FCB in der Liga mit 31 Punkten so gut da wie nie mehr seit dem Beginn seiner inzwischen fünfjährigen Titelserie. Auf europäischer Ebene und im Cup ist der Schweizer Primus ungeschlagen.
Innerhalb von nur etwas mehr als drei Monaten hat die im Sommer markant umformierte Equipe ihr Profil erstaunlich geschärft. Urs Fischer, der unüberhörbare Nachfolger des introvertierten Trainer-Künstlers Paulo Sousa, hat den Umbruch in jener erfrischenden Art gemanagt, wie sie der Klubleitung vorschwebte.
«Die Erfolge sprechen für die Seriosität der Mannschaft und ihre Ausrichtung», sagt Georg Heitz, neben Präsident Bernhard Heusler der einflussreichste Macher an der Front. Vom Tempo der Integration der neuen Spieler ist auch der Sportdirektor und Verwaltungsrat angetan. «Es ist sicher überraschend, wie schnell sich die Mannschaft gefunden hat.»
Heitz attestiert Fischer einen grossen Anteil an der ansprechenden Entwicklung. «Gradlinig, hart in der Sache, mit dem richtigen Ton.» Den guten Instinkt des Trainers hebt er hervor und den kompromisslosen, aber immer sozialkompetenten Führungsstil des Zürchers. «Fischer ist ein geschickter Kommunikator», hat der frühere Journalist und PR-Spezialist der FIFA beobachtet.
Den Entscheidungsträgern ist nicht entgangen, wie souverän der Achtelfinalist der letzten Champions-League-Kampagne den «grossen Rückschlag» (Heitz) gegen Maccabi verarbeitet hat. «Für mich ist wichtig zu sehen, wie sich ein Team verhält, wenn mal etwas nicht wie gewünscht funktioniert», betont Heitz. «So zu reagieren ist eine Qualität.»
Den vorübergehend unfreundlicheren Beurteilungen begegneten die Bebbi tatsächlich mit dem Format einer Top-Mannschaft. Heitz imponierte die selbstkritische Haltung der Spieler. «Sie sahen, dass wir neben dem Platz alles unternommen haben, sie es letztlich aber nicht geschafft haben.»
Und Fischers Auswahl demonstrierte, dass sie auch die Auftritte im finanziell weniger lukrativen Schatten der Königsklasse zu schätzen weiss und gewillt ist, die weiteren europäischen Aufgaben mit hundertprozentiger Konzentration zu lösen. Das 2:1 gegen den Serie-A-Leader Fiorentina und der 2:0-Erfolg gegen den polnischen Meister Lech Poznan sind deutliche Indizien für die hohen Ambitionen in der Europa League.
Noch ist nicht abzuschätzen, wie gross die internationale Reichweite der aktuellen FCB-Ausgabe tatsächlich ist. Erfüllt die Mannschaft gegen den portugiesischen Aussenseiter Belenenses im Hin- und Rückspiel (5. November) die Pflicht, wird Basel die Gruppenphase zum fünften Mal innerhalb von sieben Teilnahmen überstehen.
Auf langfristige Pläne verzichtet die Führungsetage bewusst, das Endspiel im eigenen Stadion ist offiziell kein Thema. «Der eine oder andere Spieler soll nachts davon träumen. Wir tun das sicher nicht», sagt Heitz klipp und klar. «Wir hoffen, im Europacup überwintern zu können. Dann warten wir mal die Auslosung ab.»
Für weiterführende Gedankenspiele fehle ihnen budgetmässig die Grösse, senkt Heitz nicht ganz ohne Absicht die Erwartungen. Zu viele Komponenten seien unberechenbar – wie beispielsweise medizinisch bedingte Ausfälle. Gegen Belenenses muss Fischer auf mehrere Titulare verzichten, unter ihnen Stammkeeper Tomas Vaclik.
Vorerst ist die Ausgangslage indes klar definiert. Auf der Gegenseite steht heute Donnerstag mit Belenenses keine Lissaboner Grösse, sondern nur die Nummer 3 hinter Benfica und Sporting. Der Klub aus dem vornehmen Quartier Belém hat im Europacup-Geschäft in der letzten Dekade keinerlei Spuren hinterlassen. Der Vorstoss unter die Top 48 kam für den 139. des UEFA-Klubrankings einer Premiere gleich.
Der Clube de Futebol Os Belenenses setzt angesichts seiner prekären Finanzlage nahezu ausschliesslich auf portugiesisches Personal. Nur ein Ausländer ist auf der Payroll aufgeführt. Sportliche Korrekturen gegen unten sind unter diesen Umständen nie ganz auszuschliessen. Unter dem neuen Coach Ricardo Sá Pinto, der in den Neunzigerjahren wegen eines schweren Übergriffs auf den Schweizer Ex-Nationalcoach Artur Jorge globale Schlagzeilen verursacht hat, hält der Sinkflug an. 0:6 gegen Benfica, 0:4 gegen Porto, Platz 13 und nur ein Sieg in sieben Runden. Und ein 0:4 in Florenz. Am Tejo im «blauen» Westen der Stadt breitet sich Ernüchterung aus.
Basel – Belenenses Lissabon
St.-Jakob-Park, 19 Uhr. – SR Evans (Wales).
Mögliche Formationen:
Basel: Vailati; Xhaka, Suchy, Samuel, Lang; Elneny, Kuzmanovic; Bjarnason, Delgado, Gashi; Embolo.
Belenenses: Ventura; André Geraldes, Gonçalo Brandão, Tonel, João Amorim; André Sousa; Leal, Ruben Pinto, Carlos Martins, Rosa; Kuca.
Bemerkungen: FCB ohne Boëtius, Degen, Hoegh, Vaclik, Traoré (alle verletzt), Aliji (nicht spielberechtigt), Ivanov, Simic (beide nicht im Aufgebot).