Der FC Thun hat seinen Absturz bereits hinter sich: ein 3:5 gegen GC. Ciriaco Sforza verliert zwar beim Einstand im Berner Oberland, aber behält die Contenance.
Hinterher produzierte kein Thuner Rundumschläge. Niemand der erstaunlich gefassten Verlierer vergriff sich im Ton. Die Einheimischen nahmen das 3:5 gegen die Hoppers ziemlich unaufgeregt zur Kenntnis. Trotz einer völlig unzureichenden ersten Halbzeit mit fünf Gegentreffern stellte Sportchef Andres Gerber für alle gut hörbar klar: «Natürlich tut es weh, aber wir machen sicher nicht auf Panik.»
Gerber spürt den lokalen Rhythmus gut, er pflegt Höhenflüge richtig einzuordnen, bei Bewegungen in die andere Richtung hält er es mit der Ruhe gleich. Die Erwartungshaltung sei mit jeder erfolgreichen Kampagne seit der Rückkehr in die Super League vor fünf Jahren gewachsen. Im Umfeld hat er mehr Optimismus denn je registriert: «Man traute uns erstmals etwas mehr zu.»
Derweil die Belegschaft auf dem Rasen dem ersten Härtetest (noch) nicht gewachsen war, liess sich Gerber nicht von der Ideallinie abdrängen. Der Transfer-Stratege und strategische Kopf Thuns wählte im Moment der Enttäuschung lieber einen positiven Ansatz: «Vielleicht nimmt das Resultat etwas Druck weg. Vielleicht sind wir ab sofort wieder in der Rolle, die eigentlich zu uns gehört.»
Ciriaco Sforza liess sich trotz seines missratenen Comebacks in der Super League ebenso wenig aus der Reserve locken wie sein Vorgesetzter. Vier der fünf Tore seien Geschenke gewesen: «Das hat zum einen mit taktischer Disziplin zu tun.» Andererseits hätten sie die Chance zum 2:2 und einem möglichen Umschwung verpasst.
Er gab zwar zu, kurzzeitig geschockt gewesen zu sein, aber als besorgniserregend habe er den Auftritt seiner Equipe nicht empfunden: «Es sind einige kleine Dinge, die wir korrigieren müssen.» Sforza sprach von einem Prozess, der im Gang sei: «Mir ist schon klar, dass es Zeit braucht.»
Mit seiner Ankunft und Urs Fischers Transfer zum FC Basel könnte auch ein Stilwechsel einhergehen. Sforza will beim FC Thun nicht nur die auf einer stabilen Defensive beruhenden Ergebnisse verwalten, dem frühere Bayern- und Inter-Star schwebt vor, «das Talent, die Dynamik und das Potenzial» mehr auszureizen.
Sforza war selbstredend um eine Relativierung des Fehlstarts gegen seinen früheren Arbeitgeber bemüht: «Es war nicht alles schlecht. Wir haben vorwärts gespielt und jetzt halt mal auf den Deckel bekommen. Ich habe überhaupt kein schlechtes Gefühl.» Gerber bestärkte den neuen Coach in dessen Haltung: «Ciri soll für ein mutiges Thun stehen.»
Für die Ouvertüre des couragierten Projekts mit dem ehemaligen Champions-League-Sieger an der Spitze interessierten sich nicht nur zahlreiche Schweizer Kommentatoren, auch ein Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung» verfasste in der Stockhorn-Arena eine Momentaufnahme – sein Fazit: «Sforza ist deutlich gelassener als früher.»