Der Gewerkschaftsbund (SGB) will die Diskriminierung älterer Arbeitnehmer nicht mehr länger hinnehmen: Unternehmen sollen langjährigen Beschäftigten künftig einen besseren Kündigungsschutz gewähren.
Wer einmal arbeitslos ist, erwartet aus Sicht der Gewerkschaft ein «hartes Los». «Ältere Beschäftigte werden in gewissen Firmen systematisch aus der Belegschaft verdrängt», kritisierte SGB-Präsident Paul Rechsteiner am Donnerstag vor den Medien in Bern. Der Respekt vor Alter und Erfahrung sei im Erwerbsleben stark geschwunden.
Die Folge: Menschen über 55 Jahren finden kaum mehr eine Stelle, wenn sie einmal ihren Arbeitsplatz verloren haben. Das Risiko steige, Langzeitarbeitsloser und letztlich ausgesteuert zu werden, konstatiert Rechsteiner. Und die Lage habe sich in den letzten zehn Jahren «erheblich verschlechtert». Für den SP-Ständerat wird nicht zufällig das «ungeschriebene Entlassungstabu» für langjährige Mitarbeiter immer öfter geritzt.
«Die Erwerbslosigkeit der 55- bis 64-Jährigen ist auf einem historischen Höchststand», sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart. Im internationalen Vergleich schneide die Schweiz schlecht ab.
Kein höheres Rentenalter
Vor diesem Hintergrund ist es für SGB-Vizepräsidentin Vania Alleva deshalb «realitätsfremd», ein höheres Rentenalter zu fordern. «In vielen Branchen werden die Arbeitnehmenden nicht alt.» Während die Mehrheit der Industriebranchen relativ viele ältere Menschen beschäftige, sei die Lage im privaten Dienstleistungssektor und vielen Branchen des Gewerbes problematisch.
Als schwierig erachtet Lampart insbesondere, dass bisherige «Notausgänge» wie eine Frühpensionierung oder der Weg über die IV erschwert würden. Ältere Arbeitnehmer landeten auf diese Weise wieder beim Arbeitsamt und schrieben vergeblich Bewerbungen.
Firmen sollen solidarischer werden
Um der prekären Situation älterer Beschäftigter entgegenzutreten, hat der Gewerkschaftsbund eine Reihe von Massnahmen verabschiedet. Denn unter der Situation würden nicht nur die Betroffenen leiden, sondern auch die Allgemeinheit, sagte Lampart. «Sie muss finanziell einspringen.»
Konkret fordert der SGB einen besseren Kündigungsschutz für langjährige Mitarbeiter über 50 Jahre. Dies gebe auch Firmen einen Anreiz, mehr in das Personal zu investieren. Für Ausgesteuerte soll der Bund eine Überbrückungsrente analog zum heutigen Modell im Kanton Waadt schaffen.
Als weiteren Pfeiler schlägt der SGB einen Solidaritätsfonds vor. Orientieren will er sich am kantonalen Berufbildungsfonds, den Unternehmen alimentieren, die keine Lehrlinge ausbilden. So sollen Firmen in den Solidaritätsfonds einzahlen, wenn sie im Vergleich zu anderen Firmen weniger ältere Arbeitnehmer anstellen.
Weitere Massnahmen umfassen ein Recht auf bezahlte Weiterbildung bei über 50-Jährigen, altersgerechte Arbeitsplätze und der Gewährleistung der Ansprüche aus der 2. Säule.