Ein Wandgemälde des Künstlers Hans Anton Tomamichel aus dem Walserdorf Bosco Gurin hat im Tessin für Spannungen gesorgt. Zunächst sollte das «Sgraffito» mitsamt einer Fabrik abgerissen werden. Nun starteten Künstler und Politiker am Mittwoch einen Rettungsversuch.
Der 1899 in Bosco Gurin geborene Maler und Grafiker Hans Anton Tomamichel hatte das «Vier Jahreszeiten» getaufte Wandkunstwerk 1965 in einer Fabrik in Mendrisio TI angefertigt. Diese steht mittlerweile leer und soll nun einem neuen Campus für die Fachhochschule SUPSI weichen. Vorgesehen ist, dass dort auch eine Schule für Restauration ihre neue Heimat findet.
Noch gerade rechtzeitig bevor die 73-Millionen-Franken teuren Umbauarbeiten begannen, sei das Kunstwerk Tomamichels entdeckt worden, sagte Germano Mattei am Mittwoch auf Anfrage. Das Kunstwerk habe eine grosse «kulturelle und künstlerische Bedeutung», sagte der Architekt und Grossrat. Bei der Dekorationstechnik des Sgraffito handelt es sich um Ritzzeichnungen, die häufig auch an Häuserfassaden zu finden sind.
Laut Mattei hat sich die Gemeinde Mendrisio aus Kostengründen gegen eine Rettung des Kunstwerks entschieden. Es sei aber möglich gewesen, ein Zeitfenster zu bekommen, in dem das Sgraffito aus der Wand herausgelöst werden könne. Am Mittwochnachmittag startete dann in Absprache mit dem örtlichen Bauamt und der Fachhochschule die Rettungsmission. Da es sich um einen Notfallplan handle, könne das Ergebnis erst beurteilt werden, wenn alle Arbeiten abgeschlossen seien, so Mattei.
Der 1984 in Zürich gestorbene Tomamichel erlangte als Maler und Grafiker internationalen Ruhm. Der von ihm erschaffene Zipfelmützen-Zwerg Knorrli der Lebensmittelfirma Knorr erfreute sich grosser Beliebtheit.