Nach Angaben somalischer Islamisten haben «westliche» Soldaten in der Nacht zum Samstag ein Haus in der Küstenstadt Barawe angegriffen und dabei mehrere Kämpfer getötet. Ausländische Truppen seien mit Booten an der Küste gelandet, sagte ein Sprecher der Al-Shabaab-Miliz.
Ihre Kämpfer hätten das Feuer auf die Angreifer eröffnet. An der Operation seien weder Flugzeuge noch Helikopter beteiligt gewesen, hiess es.
Ein Milizsprecher sprach im örtlichen Radiosender allerdings von einem Angriff mit Helikoptern. Anwohner bestätigten, dass mehrere Helikopter in der Nacht über der Stadt geflogen seien.
Nach Informationen aus somalischen Sicherheitskreisen zielte der Angriff auf den aus Tschetschenien stammenden Al-Shabaab-Führer Abu Diyad, auch bekannt als Abu Ciyad.
Französische Armee nicht im Einsatz
Wer den Angriff durchgeführt hat, blieb bis am Samstagabend unklar: Ein Geheimdienstmitarbeiter in der Hauptstadt Mogadischu sagte, die Angreifer seien französische Soldaten gewesen. Sie hätten einen Leibwächter Abu Diyads getötet und ihn selbst verwundet. Die französische Armee erklärte allerdings, sie habe niemanden in dem Gebiet im Einsatz.
Ein anderer Informant aus Geheimdienstkreisen sagte, der Angriff sei von US-Truppen ausgeführt worden. Auch nach seiner Darstellung war das Ziel ein ausländischer Al-Shabaab-Anführer.
Offenbar britisch-türkischer Einsatz
Ein Sprecher der Al-Shabaab-Miliz sagte, britische und türkische Spezialkräfte hätten das Haus angegriffen. Der Kommandant der britischen Spezialeinheit sei dabei getötet worden. Vier weitere britische Soldaten seien schwer verwundet worden.
Auch ein türkischer Soldat habe Verletzungen erlitten. Die Darstellung der Shabaab konnte zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.
Möglicher Zusammenhang mit Geiselnahme
Einwohner der Stadt Barawe, die rund 180 Kilometer südlich von Mogadischu liegt, berichteten von lautem Gefechtslärm in der Nacht. Nach Angaben des Shabaab-Sprechers benutzten die Angreifer Gewehre mit Schalldämpfern.
Ob es einen Zusammenhang zwischen der Aktion und der kürzlichen Geiselnahme durch Al-Shabaab-Extremisten in einem Einkaufszentrum der kenianischen Hauptstadt Nairobi gibt, ist unklar. Die NATO erklärte, sie sei nicht in eine Aktion in Somalia involviert.
Ein Sprecher des Anti-Piraten-Einsatzes der Europäischen Union (Navfor) sagte: «Wir waren an keinerlei Operation dort beteiligt.» Die kenianischen Streitkräfte, die im Süden Somalias stationiert sind, waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Kriegsschiffe von NATO-Staaten patrouillieren seit Jahren vor der somalischen Küste, um Piratenüberfälle zu verhindern und die Aktivität von Extremisten in der Region zu kontrollieren. Dabei gab es auch mehrmals Aktionen von Schiffen aus gegen Ziele an der Küste.