Die Schweiz stellt im Test gegen Weissrussland einen Rekord auf. Das 1:0 in Neuenburg ist der sechste Sieg in Folge.
In einem zähen und teilweise ruppigen Spiel war das herrliche Siegestor durch Xherdan Shaqiri (9.) einsamer Höhepunkt. Für die Statistiker ging es in erster Linie um das Resultat: Die Schweizer erfüllten die Pflicht und stellten mit dem sechsten Sieg in Folge einen Rekord in ihrer 112-jährigen Länderspielgeschichte auf. Die bisherige Bestmarke war 56 Jahre alt. Zwischen dem 6. April 1960 und dem 20. Mai 1961 hatte die Schweiz unter Karl Rappan fünf Siege aneinandergereiht.
Für die Ästheten hielt das Spiel einen anderen Höhepunkt bereit: Das 1:0-Siegestor durch Xherdan Shaqiri in der 9. Minute war schlicht ein «chef d’oeuvre», ein Meistersstück, wie sie in Neuenburg sagen. Der Stoke-Professional nahm aus knapp 25 Metern Mass und traf hoch via Innenpfosten ins Tor. Es war das 19. Länderspieltor von Shaqiri und der erste Treffer für die Schweiz seit fast einem Jahr und seinem Seitenfallrückzieher im EM-Achtelfinal gegen Polen.
Wenig Gefahr
Und sonst? Das Spiel zeigte rasch, dass die Schweizer im Hinblick auf das WM-Qualifikationsspiel vom 9. Juni auf den Färöern den richtigen Sparringpartner ausgesucht hatten. Die Weissrussen, im FIFA-Ranking als Nummer 83 drei Plätze schlechter klassiert als die Färöer, spielten mit einer sehr defensiven, fast destruktiven Taktik mit fünf Verteidigern und einem tief stehenden Mittelfeld. Die junge und unerfahrene Mannschaft offenbarte in jedem Moment der Partie, weshalb sie in der WM-Qualifikation in fünf Spielen erst zwei Tore erzielt hat – ebenso wenige wie die Färöer in der Schweizer Gruppe.
Die Partie auf dem Neuenburger Kunstrasen spielte sich so zumeist in der Platzhälfte der Osteuropäer ab. Die Schweizer waren spielbestimmend, aber vor dem gegnerischen Tor nicht zwingend. Neben dem frühen Treffer Shaqiris sowie zwei Weitschüssen des Torschützen sowie von Granit Xhaka in der Schlussphase gab es keine gefährlichen Abschlüsse der Schweizer.
Die Probleme gegen destruktive Widersacher im kreativen Bereich sind bekannt bei der SFV-Auswahl. Diesmal hatte es aber auch mit einer eher unerwarteten Disposition von Nationalcoach Vladimir Petkovic zu tun, der zunächst auf Mittelstürmer Haris Seferovic verzichtete und Admir Mehmedi im Zentrum brachte. Mehmedi bewegte sich viel, wich auf die Flügel aus, weshalb aber in der gefährlichen Zone des gegnerischen Strafraums oft keine Schweizer waren. Das Experiment mit dem Flügel als Stossstürmer war legitim, eine Wiederholung drängt sich in Zukunft dennoch nicht auf.
Eine Entdeckung
Ein weiterer Test von Petkovic konnte aufgrund der Harmlosigkeit der weissrussischen Offensive nicht schlüssig beurteilt werden. Valon Behrami agierte in der letzten halben Stunde neben Timm Klose als Innenverteidiger. Aufgrund der unsicheren Entwicklung im Kluballtag bei Johan Djourou und Fabian Schär schaut sich der Nationalcoach für das Abwehrzentrum offenbar frühzeitig nach neuen Lösungen um.
Von den drei Startformation-Debütanten Remo Freuler, Edimilson Fernandes und Steven Zuber gefiel Freuler am besten. Der Atalanta-Mittelfeldspieler war in Abwesenheit von Granit Xhaka neben Captain Valon Behrami für das strategische Element zuständig und hatte so die etwas dankbarere Aufgabe als die Offensivspieler Zuber und Fernandes, welche sich meist in Zweikämpfen gegen die robusten Abwehrspieler Weissrusslands aufrieben. Als einziger Neuling kam Aussenverteidiger Florent Hadergjonaj in den zweiten 45 Minuten zu seinem ersten Länderspiel.
Nach diversen Wechseln und Rochaden besetzte Petkovic in den letzten 25 Minuten die meisten entscheidenden Positionen im Spiel nach vorne mit dem Stammpersonal. Seferovic ganz vorne, Mehmedi und Shaqiri auf den Flügeln und Xhaka, wenn auch etwas offensiver als gewohnt, als Regisseur im Zentrum. Am Spiel änderte dies nichts, die Leistung blieb dürftig, der Sieg ungefährdet. Und klar ist wie nach eigentlich jedem Testspiel: Wenn es um Punkte geht, braucht es mehr. Das wissen die Schweizer und sie haben in den letzten Jahren dann auch meist geliefert. Der nächste Beweis dieser Qualität steht in einer Woche auf den Färöern an.
Schweiz – Weissrussland 1:0 (1:0)
Maladière, Neuenburg.- 10’200 Zuschauer. – SR Prihoda (CZE). – Tor: 9. Shaqiri 1:0.
Schweiz: Bürki; Widmer (46. Hadergjonaj), Elvedi (46. Klose), Djourou (65. Xhaka), Moubandje; Behrami, Freuler (46. Frei); Edimilson Fernandes (65. Seferovic), Shaqiri, Zuber (65. Gelson Fernandes); Mehmedi.
Weissrussland: Tschernik; Burko (46. Alisejka), Filipenka, Siwakow, Satschywka (61. Pawlowez), Jewdakimow (46. Mazwejtschik); Balanowitsch, Lechtschilin (46. Bykow), Dragun; Chardsejtschuk (46. Lapzew), Skawisch (46. Sawizki).
Bemerkungen: Schweiz ohne Derdiyok, Drmic, Rodriguez (alle verletzt), Embolo (rekonvaleszent), Schär (nicht im Aufgebot/gegen Färöer gesperrt), Lichtsteiner, Dzemaili, Lang und Steffen (alle noch beim Klub). Debüt von Hadergjonaj. Schweizer Ersatzspieler: Sommer, Hitz, Kobel, Garcia, Grgic, Sow. Verwarnungen: 72. Dragun (Reklamieren). 88. Xhaka und Lapzew (beide Unsportlichkeit).