Der UNO-Sicherheitsrat hat per Resolution eine unabhängige Untersuchung des mutmasslichen Abschusses einer Passagiermaschine über der Ostukraine gefordert. Alle 15 Mitglieder des Gremiums stimmten dem Papier an einer kurzfristig einberufenen Sitzung am Montag in New York zu.
Dem ursprünglich von Australien eingebrachten Entwurf hatten sich schon vor der Abstimmung UNO-Sicherheitsrat zahlreiche weitere Länder angeschlossen. Russland hatte zunächst einen eigenen Resolutionsentwurf eingebracht, dann aber einer gemeinsam überarbeiteten Version des australischen Entwurfs zugestimmt.
Das Papier verurteilt den mutmasslichen Abschuss des Flugzeugs der Malaysia Airlines und spricht den Angehörigen der Opfer das Beileid aus. Es verlangt nach einer «umfassenden, tiefgreifenden und unabhängigen Untersuchung» des Absturzes von Flug MH17 über dem Osten der Ukraine, bei der die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) eine «zentrale Rolle» spielen soll.
Schweizer Experten einsatzbereit in Kiew
Zudem fordert die Resolution des UNO-Sicherheitsrates sofortigen ungehinderten Zugang für die Experten zur Unglücksstelle. Unterdessen hält sich auch ein dreiköpfiges Schweizer Team in Kiew zum Einsatz bereit.
Am Montag wurden erstmals ausländische Ermittler zu den Leichen der Passagiere vorgelassen. Drei niederländische Experten für die Opferidentifizierung nahmen in Tores Kühlwaggons in Augenschein. Die Qualität der Aufbewahrung der Körper sei in Ordnung, sagte der Leiter des Teams, Peter van Vliet.
Begleitet wurde das Trio von Beobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Der Sprecher der Beobachtungsmission, Michael Bociurkiw, teilte mit, die Separatisten hätten die Experten ihre Arbeit machen lassen.
Der Zug fuhr am Abend von der Ortschaft Tores in die rund 300 Kilometer entfernte nordostukrainische Metropole Charkow. Dort warte bereits eine internationale Gruppe von 31 Experten unter anderem aus den Niederlanden und Deutschland, sagte der Vizeregierungschef. Die Stadt wird nicht von Rebellen kontrolliert.
Opfersuche offiziell beendet
Am Absturzort des malaysischen Passagierflugzeugs in der Ostukraine beendeten Rettungskräfte unterdessen die Suche nach Opfern. Die Helfer hätten 282 Leichen sowie 87 Leichenteile der übrigen 16 Todesopfer gefunden, sagte Vizeregierungschef Wladimir Groisman in Kiew.
Die einheimischen Teams würden damit die Arbeiten in der Nähe von Grabowo vier Tage nach dem Absturz der Boeing 777-200 einstellen. Die Fläche war zuletzt von 35 auf 50 Quadratkilometer erweitert worden. Rund 200 Helfer und etwa 800 Freiwillige aus der früheren Sowjetrepublik waren im Einsatz.
Luftfahrtexperten beginnen ihre Arbeit
Von Charkow aus begannen ausländische Luftfahrtexperten damit, die Absturzursache der Boeing genauer zu untersuchen. 14 Fachleute brachte ein Flugzeug des ukrainischen Präsidenten dorthin, wo sie sich anhand von Fotos einen ersten Überblick über die 300 Kilometer entfernt gelegene Absturzstelle bei Grabowo verschafften.
Anschliessend gaben sie Fachleuten am Trümmerfeld Anweisung, weitere Panoramabilder zu erstellen. Auch Teile des Rumpfes und des Cockpits wurden genauer fotografiert.
Die Flugschreiber der Unglücksmaschine sollen schon bald den malaysischen Behörden übergeben werden. Dies erklärte Malaysias Ministerpräsident Najib Razak am Montag. Er habe eine entsprechende Übereinkunft mit dem ostukrainischen Separatistenführer Alexander Borodaj erreicht.
Für Putin ist Kiew schuld
Der russische Präsident Wladimir Putin wies in einer in Moskau veröffentlichten Videobotschaft eine Verantwortung Russlands für den Boeing-Absturz zurück und gab der Ukraine die Schuld dafür.
Nach Angaben des russischen Militärs flog ein Abfangjäger vom Typ Suchoi-25 auf die Boeing zu. So ein Kampfjet sei mit Luft-Luft-Raketen bewaffnet, die auf diese Entfernung ein Ziel hundertprozentig zerstören könnten, sagte Generalleutnant Andrej Kartopolow vom russischen Generalstab. Die Ukraine solle Auskunft über dieses Flugzeug geben, forderte er.