Es war der Abend der Petra Volpe: Die Aargauer Regisseurin durfte am Mittwoch an der «Nacht der Nominationen» in Solothurn gleich sieben Mal jubeln. Ihre Komödie «Die göttliche Ordnung» geht als Favoritin in den Kampf um den 20. Schweizer Filmpreis.
Der Film, der vor einer Woche die Solothurner Filmtage eröffnet hatte, ist in der Königskategorie «Bester Spielfilm» und für das «Beste Drehbuch» nominiert. Ebenfalls zu den Nominierten gehören Marie Leuenberger als «Beste Darstellerin» und Max Simonischek als «Bester Darsteller».
In der Sektion «Beste Darstellung in einer Nebenrolle» hat «Die göttliche Ordnung» bereits einen Preis auf sicher in der Tasche: Die drei Schauspielerinnen Sibylle Brunner, Therese Affolter und Rachel Braunschweig – sie haben in Volpes Film alle eine Nebenrolle inne – machen den Preis unter sich aus.
Die Comédie humaine, die auch zu den «Prix de Soleure»-Kandidaten gehört, erzählt auf humoristische Weise vom Kampf für die Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz. Im Zentrum steht die anfänglich biedere junge Appenzeller Hausfrau Nora (Leuenberger), die sich bald allerhand Widerständen zum Trotz stark macht für die Rechte der Frau. Nora könnte in die Fussstapfen von Sabine Boss‘ Goalie treten: Zuletzt war 2014 «Der Goalie bin ig» mit sieben Nominationen in den Kampf zum den Filmpreis gestartet.
Auch der kleine Courgette hat Chancen
Jeweils am Vorabend des Abschlusses der Filmtage eröffnet die Schweizer Filmakademie das Rennen um den Schweizer Filmpreis. In einem feierlichen Akt verkündet sie in Anwesenheit von hunderten Filmschaffenden, welche einheimischen Werke und Darsteller des vergangenen Jahres sie zu den Besten zählt. Der Quartz – so heisst der Schweizer Filmpreis – wird in 12 Kategorien vergeben und die Sieger und Siegerinnen am 24. März in Genf verkündet.
«Die göttliche Ordnung» ist 2017 bei weitem nicht der einzige Film, der mehrere Gewinnchancen hat. Gleich fünf Nominationen erhalten hat Tobias Nölles Spieldebüt «Aloys». Die weiteren drei Kandidaten für den «Besten Spielfilm» heissen «Un juif pour l’exemple» (Jacob Berger), «Marija» (Michael Koch) und «Ma vie de Courgette» (Claude Barras).
Letzterer, seit Dienstag auch Oscar-Kandidat, läuft in der Spielfilmkategorie, da Filme für die Animationsfilmkategorie nur Kurzlänge haben dürfen. «Ma vie de Courgette» hat auch Gewinnchancen für die «Beste Musik» von Sophie Hunger sowie die «Beste Montage».
Preisgekrönte Dokfilme nominiert
In der Sektion der besten Dokumentarfilme treten fünf Werke gegeneinander an, von denen vier bereits Auszeichnungen in ihrem Portfolio haben. Heidi Specogna ist nominiert für «Cahier africain», einem Werk über Kriegsverbrechen in der Zentralafrikanischen Republik. Der Film erhielt den deutschen Menschenrechts-Filmpreis sowie zwei Auszeichnungen am Filmfest in Leipzig.
Jan Gassmann wurde unter anderem am Zurich Film Festival für «Europe, She Loves» ausgezeichnet und ist nun ebenso nominiert wie Eva Vitija für ihren letztjährigen «Prix de Soleure»-Siegerfilm «Das Leben drehen – Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten».
Weiter im Rennen sind Nicolas Wadimoffs «Jean Ziegler – L’optimisme de la volonté» und Susanne Regina Meures‘ «Raving Iran». Letzterer, ein Film über zwei junge DJs, die im Iran illegal Technopartys organisieren und damit in ständiger Gefahr leben, wurde schon mit sieben Preisen ausgezeichnet.
Preisreigen geht gleich weiter
Der Schweizer Filmpreis wird in diesem Jahr zum 20. Mal vergeben, die Verleihung findet seit 2013 im Turnus in Zürich und Genf statt. Die Nominationen sind nicht nur mit Ruhm und Ehre verbunden, sondern bereits mit einem Preisgeld dotiert. Insgesamt verteilt das BAK 477’500 Franken an die Filmschaffenden. In diesem Jahr waren 98 Filme für den Quartz angemeldet.
Und weitere 80’000 Franken vergeben am Donnerstag die Solothurner Filmtage: Sie verkünden am Abschlusstag die Gewinner des «Prix de Soleure» (60’000 Franken) und des «Prix du Public» (20’000 Franken).