Bei gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind in Bagdad sieben Menschen getötet worden. Nach Polizeiangaben wurden bei der gewaltsamen Auflösung der Proteste am Samstag zudem mehr als 200 Menschen verletzt.
Unter den Todesopfern waren zwei Angehörige der Sicherheitskräfte und fünf Demonstranten, wie die Polizei mitteilte. Bei der grossen Mehrheit der Verletzten handelte es sich um Demonstranten, die über Beschwerden durch Tränengas klagten. Mindestens elf Menschen erlitten schwerere Verletzungen, unter anderem durch Gummigeschosse.
Nach der Auflösung der Demonstration schlugen mehrere Raketen im Regierungsviertel der irakischen Hauptstadt ein. Mehrere aus nördlichen Stadtteilen abgefeuerte Katjuscha-Raketen seien im Inneren der stark gesicherten Grünen Zone gelandet, teilte ein Behördensprecher mit.
Zunächst friedlicher Protest
Im Stadtzentrum hatten zuvor tausende Anhänger des schiitischen Predigers Moktada al-Sadr für eine Wahlreform und gegen Korruption demonstriert. Der Protest in Bagdad war zunächst friedlich verlaufen, zahlreiche Redner traten auf. Viele Menschen schwenkten irakische Flaggen.
Später versuchten laut Polizei jedoch mehrere Demonstranten, die Absperrung zur hochgesicherten Grünen Zone zu durchbrechen. Daraufhin setzten die Beamten Tränengas und Gummigeschosse ein. Regierungschef Haider al-Abadi kündigte eine Untersuchung an, um die Verantwortlichen für die Gewalt zu identifizieren.
Der schiitische Prediger al-Sadr hatte seinen Anhängern zuvor geraten, sich den Absperrungen zur Grünen Zone zu nähern, um ihren «Forderungen Nachdruck zu verleihen». In einer Erklärung warnte er sie aber davor, sie zu durchbrechen. Er riet ihnen zudem, bis zum Sonnenuntergang auf den Strassen zu bleiben. In der Grünen Zone haben die Wahlkommission und zahlreiche weitere Institutionen ihren Sitz.
Für Reformen, gegen Korruption
Die Demonstranten fordern die Bildung einer unabhängigen Wahlkommission sowie eine Reform, die kleineren Parteien den Einzug in Institutionen erleichtert. Den grossen Parteien werfen sie Korruption und Vetternwirtschaft vor.
Im Irak finden im September Provinzwahlen statt – zu diesem Zeitpunkt endet auch das Mandat der derzeitigen Wahlkommission. Im kommenden Jahr wird im Irak ein neues Parlament gewählt.
Die Zusammenstösse vom Samstag waren die tödlichsten seit dem Beginn der Protestbewegung unter al-Sadr. Seit Anfang 2015 gingen seine Anhänger immer wieder für politische Reformen auf die Strasse.
Al-Sadr rief Regierungschef al-Abadi im Vorfeld der jüngsten Kundgebungen dazu auf, auf die Proteste zu reagieren. Die geforderten Reformen müssten «umgehend» angegangen werden. Der Ministerpräsident müsse «auf die Stimme Volkes hören und die Korrupten beenden», erklärte der populäre Geistliche.