Kate Moss wird heute 40 – wir feiern sie ganz im Namen ihrer Liebe zum Rock’n’Roll. Denn die Britin setzt eine lange Tradition fort, wie unsere Liste zeigt: Models, Musen und Musik – eine Zeitreise in sieben Videoclips.
Kate Moss feiert heute ihren 40. Geburtstag. Wir gratulieren herzlich und wünschen ihr beste Gesundheit. Um diese stand es ja – wir vermuten es aufgrund des Gossips aus den letzten 15 Jahren – nicht immer zum Besten. Denn die Britin hat die Nähe zum Rock’n’Roll gesucht: Und damit meinen wir nicht nur die Musiker, sondern auch den ausschweifenden Lebensstil. Damit setzt sie eine lange Tradition fort, wie unsere Liste zu Models, Musen und Musik zeigt: eine Zeitreise in sieben Videoclips.
1. The White Stripes: «I Just Don’t Know What To Do With Myself»
Dusty Springfield hat das Lied (aus der Feder von Bacharach/David) schon in den 1960ern gesungen. Doch noch bekannter wurde die Ballade 2003 durch Jack und Meg White. Das US-Duo verzichtete darauf, sich selber im Clip zu präsentieren. Filmregisseurin Sofia Coppola setzte statt den Musikern Kate Moss ins Zentrum und liess sie im Spiel mit Licht und Schatten räkeln und an der Pole dancen. Das schlug ein wie eine Bombe. Und trug auch massgeblich zur Popularisierung des Pole Dances bei. Auch in Basel werden mittlerweile Pole-Fitness-Kurse angeboten und erfreuen sich – ausserhalb des schummrigen Milieus – wachsender Beliebtheit. (mac)
2. Velvet Underground & Nico: «All Tomorrow’s Parties»
Die Zusammenarbeit zwischen Velvet Underground und Nico dauerte nur ein Album lang. Aber nur dank ihr und ihrem Aussehen erhielt die Band einen Plattenvertrag und veröffentlichte das legendär gewordene «Bananen-Album». Nico, die 1938 als Christa Päffgen in Köln das Licht der Welt erblickte , arbeitete als Model in Paris und London und spielte in Fellinis «La Dolce Vita» mit. In New York lernte sie Andy Warhol kennen, der sie in seine Factory aufnahm, wo sie rasch zur Muse der New Yorker Kunst- und Rockszene aufstieg. Ihre gesanglichen Fähigkeiten waren limitiert, nicht aber ihre Ausstrahlung. 1988 starb sie an den Folgen ihrer Heroinsucht. (asc)
3. Amanda Lear: «Follow Me»
Was Nico für Warhol, war sie für Salvador Dalì: Amanda Lear. Die Französin, die vor ihrer Musikkarriere als Model und Tänzerin bekannt geworden war, betörte und irritierte mit ihrer tiefen Stimme und ihrer androgynen Ausstrahlung, Gerüchte halten sich bis heute, dass sie als Mann zur Welt gekommen sei. Sicher ist, dass Lear ein ausschweifendes Leben führte, nicht nur mit Dalì, sondern auch mit dem Stones-Gitarristen Brian Jones (die Band widmete ihr 1967 den Song «Miss Amanda Jones»). In den Cabarets von Berlin und Paris wie auch im Swinging London war sie eine feste Grösse. In den 70er-Jahren feierte Lear auch in der Musikbranche Erfolge, als Covermodel des Roxy Music-Albums «For Your Pleasure» – und später auch als Interpretin sanfter Discostücke. (mac)
4. Grace Jones: «Slave To The Rhythm»
Sie hat nicht nur einen fantastischen androgynen Look in die Popkultur eingebracht (allein die Landebahnfrisur ist unvergesslich), sondern auch auf den Konzertbühnen eine bemerkenswert starke Figur abgegeben: Grace Jones. Parallel zu ihrer Modelkarriere fasste die gebürtige Jamaikanerin im Musikgeschäft Fuss. Trevor Horn kredenzte ihr 1985 den Song «Slave To The Rhythm», den er eigentlich zunächst Frankie Goes To Hollywood vorgesehen hatte, aber zu funky wurde für die Briten. Vielmehr passte «Slave To The Rhythm» zu einer dunklen Sängerin mit dunkler Aura. Sprich: zu Grace Jones. Wie brillant sie heute noch singt und performt, konnte man 2010 auch in Basel erleben, wo die damals 62-Jährige eine grossartige Performance an der AVO Session bot. (mac)
5. George Michael: «Freedom! ’90»
Wenn es um Models in Musicvideo geht, ist das Video von George Michael zu «Freedom! ‘90» ein Muss: nicht ein Model tritt darin auf, nicht zwei und nicht drei, sondern gleich fünf – und das auch noch aus der Kategorie «Super». Naomi Campbell, Linda Evangelista, Tatjana Patitz, Christy Turlington und Cindy Crawford räkeln, stolzieren, tanzen und laufen im und durchs Video.
Und als ob das nicht reichen würde, verzichtet George Michael selbst auf einen Auftritt und übergibt den männlichen Part an männliche Models: John Pearson, Mario Sorrenti, Peter Formby und Jean-Ange Chiappini. Die Geschichte dahinter war das Korsett, in das ihn seine Plattenfirma gezwungen hatte und von dem er sich befreien wollte. «Ich würde liebend gern nie mehr vor eine Kamera treten», sagte Michael dem «Q»-Magazin. Im Video – gedreht von David Fincher – lässt George Michael gleich noch seine damaligen Markenzeichen in Flammen aufgehen (die Lederjacke) oder sprengt sie in die Luft (Jukebox, Gitarre) – Freedom! Aber auch ohne die Message ist der Clip sehenswert, und so wie sich das heute gehört: für beide Geschlechter. (amc)
6. Michael Jackson: «In The Closet» oder «Remember The Time»?
Wie Michael Jacksons heisseste Ergänzung in einem Musikclip heisst, ist eine alte Streitfrage. Ist es Naomi Campbell? Das Video zu «In The Closet» verzehrt sich wie ein Dessert, grenzend an Softporno. Oder doch Iman? Das somalische Model spielt 1992 in «Remember The Time» keine geringere als Nofretete. Im gleichen Jahr heiratet sie David Bowie: Grund zur Eifersucht dürfte nicht bestanden haben, auch wenn Michael sie im Video an ihre frühe Liebe erinnert. Es ist diese mysteriöse Mischung aus Hyper- und Asexualität, mit der Michael seinen Superfrauen entgegentanzt. Und so darf wohl auch Naomis Äusserung im Making Of verstanden werden: «He’s really sweet. And shy. And down to earth». (kim)
7. Djerem feat. Chris Willis & Xenia: «So Beautiful»
Nicht gerade Kategorie Supermodel, dafür berühmteste Investmentbanking-Praktikantin der Welt und bekannteste Ex-Vize-Miss-Schweiz der Welt: Auch Xenia Tchoumitcheva hat einen Musikvideo-Auftritt in ihrem Palmares stehen. Und Xenia begnügt sich notabene nicht damit, dem Musikvideo von DJ Djerem ihr Aussehen und Method Acting zur Verfügung zu stellen: Ab Minute zwei setzt sie zu einem Sprechgesang-Solo an, das Jay-Z zeigt, wo der Flow hängt. (dba)
Bonustrack – Carla Bruni: «Quelqu’un m’a dit»
Carla Bruni fällt in die Extrakategorie Tausendsassa, weil sie das Model in ihren Videos gleich selber spielt. Gut, das ist bei Grace Jones nicht anders. Doch Carla Bruni ist im Unterschied zu den anderen Beispielen Komponistin, Gitarristin und Sängerin in einem. Und während andere nur einen Produzenten hatten, hielt sie sich sogar noch einen Präsidenten. (kim)