Der Gewinn des deutschen Industriekonzerns Siemens ist im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2011/12 im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel auf 1,053 Mrd. Euro eingebrochen. Probleme bereiten dem Konzern dabei insbesondere die Anbindung der Nordsee-Windparks ans Stromnetz.
Wegen Verzögerung bei drei der vier laufenden Prestigeprojekte mussten im vergangenen Quartal weitere 278 Mio. Euro zurückgestellt werden. Bereits Ende 2011 bestand ein Rückstellungsbedarf von 203 Mio. Euro. Belastet wurde Siemens Rechnung aber auch durch Abschreibungen in Höhe von 640 Mio. Euro auf der Beteiligung am Mobilfunktechnikunternehmen Nokia Siemens Networks.
Fürs laufende Geschäftsjahr hat Siemens nun seine Gewinnerwartung von bisher 6 Mrd. auf neu 5,2 bis 5,4 Mrd. Euro gesenkt. Von Januar bis März konnte der Konzern beim Umsatz indes noch von den Aufträgen der Vergangenheit profitieren. Die Einnahmen kletterten um 7 Prozent auf 19,3 Mrd. Euro, wie Siemens mitteilte.
Weniger Aufträge
Der Bestellungseingang dagegen nahm um 13 Prozent auf 17,9 Mrd. Euro ab. Das Unternehmen begründete die rückläufige Entwicklung damit, dass in der Energietechnik weniger Grossaufträge als im Vorjahreszeitraum eingegangen seien. „Das zweite Quartal war wie erwartet nicht einfach“, sagte der Verwaltungsratspräsident Peter Löscher am Mittwoch.
In Bezug auf die Verzögerung bei der Anbindung der Nordsee-Windkraftwerke ans Stromnetz räumte Löscher Fehler ein. „Die Komplexität des Projekts haben wir unterschätzt“, sagte er. Siemens habe es an Kompetenz gemangelt, inzwischen seien aber Konsequenzen gezogen worden, indem man den Chef der Energieübertragungssparte ausgewechselt habe.
Nach der schwachen ersten Hälfte des Geschäftsjahres rechnet Siemens nun mit einem besseren Verlauf der Geschäfte. Dank bereits verhandelten Grossprojekten geht Siemens von einem moderaten Umsatzplus aus.