Der Technologiekonzern Siemens kämpft weltweit mit hartem Gegenwind. Doch in der Schweiz laufen die Geschäfte offenbar rund. Der Chef von Siemens Schweiz rechnet mit Wachstum.
«Ich bin zuversichtlich, dass wir weiter wachsen», sagte Siegfried Gerlach, Chef von Siemens Schweiz, an einem Medienanlass am Mittwoch. Im vergangenen Halbjahr (per 31. März) konnte der Konzern den Umsatz um rund 3,7 Prozent auf 619 Millionen Franken steigern. Der Auftragseingang legte um knapp 2 Prozent auf 622 Millionen Franken zu. Der Gesamtkonzern veröffentlichte seine Kennzahlen für das zweite Quartal bereits Anfang Mai.
Er sei stolz auf diese Ergebnisse, sagte Gerlach. Seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar sei das Geschäftsumfeld nochmals anspruchsvoller geworden. In einer der Divisionen, der Building Technologies (BT), erhöhten die Mitarbeiter Anfang April wegen des starken Frankens die Arbeitszeiten.
In Deutschland und anderen Ländern baut der Konzern wegen einer Nachfrageflaute bei grossen Gasturbinen und wegen Preiszerfall im Stromerzeugungsgeschäft etwa 4500 Stellen ab, wie der Konzern ebenfalls Anfang Mai bekannt gab. Zu Auswirkungen auf die Schweiz kann Siemens noch immer keine Angaben machen.
Gerlachs Zuversicht für die Schweiz gründet auf zahlreichen Innovationen, etwa die Lieferung von 15 Mehrsystem-Lokomotiven an die BSL Cargo oder den Silyzer am Paul Scherrer Institut. Dieses Elektrolyse-System kann überschüssige Wind- und Sonnenenergie verwerten und speichern. Im neuen Energiezeitalter, in dem auf Wind- und Sonnenenergie gesetzt wird, ist das eine Schlüsselkomponente.
Zudem setzt Siemens auf die Digitalisierung. «Das ist wohl ein neuer Begriff, doch Siemens verfolgt diese Entwicklung kontinuierlich seit den 60er Jahren», so Gerlach. Der Konzern lud Medienvertreter zur Demonstration eines solchen Angebots zum Skihersteller Stöckli nach Malters ein.
Massgeschneiderte Modellierungen
Stöckli entwickelt die Skis mit Hilfe einer Konstruktionssoftware von Siemens. Mit dem 3D-CAD-Konstruktionssystem namens Solid Edge können massgeschneiderte Modellierungen von Skis gemacht werden.
Diese Modellberechnungen und die Simulationen führen zur besseren Qualität und zur schnelleren Entwicklung und Überarbeitung von Prototypen. «Mehrwert und Nutzen entstehen erst, wenn man die Daten versteht», sagte Gerlach. Er sprach in diesem Zusammenhang von «Smart Data», also Datenmengen, die sich in Wissen verwandeln.
Stöckli produziert in Malters bereits für den übernächsten Winter. Jedes Jahr kommen 15 neue Modelle auf den Markt. Insgesamt führt der Hersteller etwa 30 verschiedene Modelle. Die Gesamtproduktion umfasst rund 50’000 Paar Skis, wobei 40 Prozent exportiert werden. 1700 Paare gehen an die Weltcup-Athleten. Zudem produziert Stöckli mit rund 250 Mitarbeitern auch Bikes.
Siemens beschäftigt weltweit 330’000 Mitarbeiter, etwa 5700 in der Schweiz. Der grösste Technologiekonzern Deutschlands machte im Geschäftsjahr 2013/14 fast 72 Milliarden Euro Umsatz und einen Gewinn von 5,5 Milliarden Franken.