Für Urs Burkard, den Vertreter der Sika-Erben, ist es ausgeschlossen, dass Saint-Gobain im Falle eines länger dauernden Rechtsstreits auf die Übernahme von Sika verzichtet.
Beide Parteien seien verpflichtet und dabei bleibe es, sagt Burkard gegenüber der «SonntagsZeitung» und der «Zentralschweiz am Sonntag».
«Der Vertrag ist besiegelt und gültig», sagte auch Saint-Gobain Chef Pierre-André de Chalendar in einem am Samstag publizierten Interview der «Neuen Luzerner Zeitung».
Urs Burkard wehrt sich in den Gesprächen vor allem gegen den Vorwurf, die Familie habe ihre Beteiligung aus rein finanziellem Interesse verkauft. «Das Geld war kein Kriterium», sagte Burkard. Man habe ihn und seine vier Geschwister unter der Gürtellinie angegriffen und viele Unwahrheiten erzählt.
Ausschlaggebend für den Verkauf sei jedoch gewesen, dass einerseits kein Mitglieder Familie im Unternehmen mehr tätig sei, anderseits habe es zwischen der Familie und dem Verwaltungsrat und Management eine gewisse Entfremdung gegeben. «Sie haben geglaubt, sie könnten tun was sie wollten», sagte Burkard.
Für Saint-Gobain habe sich die Familie entschieden, weil der französische Konzern weitreichende Garantien zugunsten von Sika abgegeben habe. So habe er zugesichert, dass es während mindestens zwei Jahren nach der Übernahme keine Massenentlassung wegen Restrukturierungen geben werde. Sika bleibe auch an der Börse kotiert.
«Wir wollen kein Personal abbauen»
Saint-Gobain Chef Chalendar hält seinerseits fest, dass sich die Mitarbeiter in der Schweiz keine Sorgen machen müssten. Im Gegenteil: Es werde keine Restrukturierung und keine Fabrikschliessungen geben. «Wir wollen kein Personal abbauen», sagte er. Zudem sollen sowohl der Hauptsitz als auch die Forschung und Entwicklung in der Schweiz bleiben.
Sowohl Chalendar wie auch Burkard werfen dem Verwaltungsrat und der Konzernleitung von Sika verantwortungsloses Handeln vor. Sie seien für den Einbruch des Aktienkurses und die Verunsicherung des Personals verantwortlich, sagte Burkard.
Zu den Aktionären und Pensionskassen, die jetzt gegen den Verkauf opponieren, meinte Burkard, dass diese ihre Hausaufgaben nicht gemacht hätten. «Wenn sie die Statuten gelesen hätten, dann hätten sie genau gewusst, dass wir bei einem Verkauf unserer Aktien kein Angebot an die übrigen Aktionäre zu machen haben.»
Die Familie Burkard hatte Anfang Dezember angekündigt, sie verkaufe ihre Anteile an Sika für 2,75 Milliarden Franken an die französische Konkurrentin Saint-Gobain. Die Erben hielten bislang mit 16,4 Prozent des Kapitals eine Stimmenmehrheit von 52,6 Prozent.