Sika-Verwaltungsratspräsident Paul Hälg spielt im Übernahmekampf um den Zuger Baustoffhersteller auf Zeit. Er rechnet damit, dass es bis zu einem letztinstanzlichen, rechtskräftigen Entscheid Monate oder Jahre dauern kann.
Unter Umständen könne es bis 2016 oder sogar noch länger dauern, sagte Hälg in einem Interview mit der Sonntagszeitung. Hälg kämpft gemeinsam mit Verwaltungsratskollegen, dem Management und Minderheitsaktionären gegen die geplante Übernahme von Sika durch den französischen Konzern Saint-Gobain.
Saint-Gobain hat mit den in der Schenker-Winkler-Holding (SWH) formierten Familienerben vereinbart, deren Aktienpaket für 2,75 Milliarden Franken zu kaufen und so mit nur 16 Prozent der Kapitalanteile 52 Prozent der Stimmenanteile von Sika zu übernehmen. Inzwischen wird der Kampf auf dem juristischen Parkett ausgefochten.
Bestärkt durch Etappensieg
In seinem Abwehrkampf bestärkt fühlt Hälg sich durch den jüngsten Entscheid des Zuger Obergerichtes, wie er in dem Interview sagte. «Wir sehen darin auch eine Legitimation für unseren Abwehrkampf», sagte Hälg. Das Gericht hatte in zweiter Instanz ein Begehren der Erbenfamilie, die Stimmrechtsfrage sofort zu klären, abgelehnt.
Um die Transaktion einzuleiten, wollten die Erben an der Generalversammlung vom 14. April eigene Kandidaten in den Verwaltungsrat wählen lassen. Der Sika-Verwaltungsrat verhinderte dies allerdings, indem er die Stimmrechte der SWH gestützt auf eine Interpretation der Statuten bei den entscheidenden Traktanden begrenzte. Die Frage, ob die Stimmrechtsbeschränkung zulässig war, muss nach dem Entscheid des Zuger Obergerichtes nun in einem ordentlichen Verfahren entschieden werden. Bis dahin liegt die Übernahme auf Eis.
Hälg liess denn auch durchblicken, dass er und seine Mitstreiter über einen langen Atem verfügten. Die Mitarbeiter seien geschlossen gegen den Deal. «Von den 167 Topkadern wie auch von der Konzernleitung haben wir keine einzige Kündigung erhalten, obwohl die Abwehr jetzt schon sechs Monate dauert», führte er aus. Auch das Geschäft von Sika leide nicht unter der Unsicherheit.
«Wir sind bereit»
Hälg hofft, schliesslich eine «bessere Lösung als die jetzige» erzielen zu können. Bis jetzt gebe es von der anderen Seite keinerlei wirkliche Gesprächsbereitschaft. Der Vorschlag, den Familienerben alle oder einen grossen Teil ihrer Aktien abzukaufen, habe bis jetzt nicht mit der Familie besprochen werden können, «vermutlich, weil sie vertraglich noch gebunden ist.» Er zeigte sich aber zuversichtlich: «Wir sind bereit, sobald ihn die Familie diskutieren möchte.»